Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

178 II. Abschnitt. Der Straßenverkehr. 
Ende des 17. Jahrhunderts), sodann die Einführung der „Halbberlinen“", die 
in C-Federn hingen (in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts), die Anbringung 
eines zurückzuschlagenden Verdecks (Ende des 18. Jahrhunderts) und 
besonders die Beseitigung des Langbaums, so daß der Wagenkasten 
ganz auf elliptischen Federn ruhte (um 1800 in England aufgekommen). 
Das heutige Personenfuhrwerk mit seinen mannigfaltigen Ausgestaltungen 
beruht auf der so entwickelten Wagenbauart. 
Lohnfuhrwerke zum öffentlichen Verkehr in den Städten kamen 
zuerst 1625 in London und 1650 in Paris auf, ohne Bestand zu baben. In 
Berlin liegen die Anfänge des öffentlichen Lohnfuhrwesens im Jahre 1739. 
Aus den schon im Anfang des 18. Jahrhunderts auftretenden vier- und 
zweisitzigen Wagen („Berlinen und „Halbberlinen"), die aber nur ge- 
legentlich zur mietweisen Benutzung gekommen waren, bildete Friedrich 
Wilhelm I. ein öffentliches Lohnfuhrwesen, zu dem er jährliche Zuschüsse 
bewilligte. Die Einrichtung bestand bis 1794. Erst im 19. Jahrhundert 
wurde das öffentliche Lohnfuhrwesen in den Städten allgemein verbreitet. 
In Berlin führte Mitte des 2. Jahrzehnis MohriER Personenfubr- 
werke ein, die den in Warschau üblichen „Drosken" nachgebildet waren, 
und mit denen er bis 1837 auf Grund behördlicher Genehmigung ein 
öffentliches Lohnfuhrwesen verwirklichte. Nach Erlöschen seiner Ge- 
nehmigung ist das „Droschken-Fuhrwesen von anderen Gewerbetreiben- 
den aufgenommen. Abnliche Einrichtungen, wenn auch unter ver- 
schiedenen Bezeichnungen, haben sich in allen größeren und vielen 
kleineren Orten entwickelt. Neben dem Droschkenwesen hat sich in 
den größeren Städten das Stellwagen-(Omnibus-) Wesen ausgebildet, um 
dem Bedürfnisse billigen Personenverkehrs zu entsprechen. Diese Fahr- 
zeuge waren zuerst in Paris 1662 vorübergehend aufgetaucht und dann 
dort 1819 von neuem aufgekommen und 1829 in London und 1837 in 
Berlin eingeführt und in vielen anderen Orten nachgeahmt. Später sind 
für den inneren Verkehr der Städte in Gestalt der Straßenbahnen weitere 
Verkehrsmittel mit billigen Preisen geschaffen worden, die aber an dieser 
Stelle nur der Vollständigkeit halber zu erwähnen sind. 
Die Personenwagen werden in den gemäbigten Breiten vorübergehend 
durch Schlitten ersetzt, was aber in den groben Städten nur in sehr 
begrenztem Umfange möglich ist, da in ihnen der starke Verkehr den 
Schnee bald für Schlitten unbenutzbar macht. In nördlichen Ländern 
ist die Schlittenverwendung in ausgedehnter Weise üblich, auch für den 
Verkehr auf größere Entfernungen. 
Im übrigen finden die verschiedenen jetzigen Formen der Personen- 
wagen namentlich in den Städten und ihrer näheren Umgebung Ver- 
wendung, während sie für Fernfahrten in den vorgeschrittenen Ländern 
nur ausnahmsweise herangezogen werden. In Gestalt der Droschken 
und Stellwagen („Omnibusse“) sind sie breiteren Schichten der städti-
	        
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