182 II. Abschnitt. Der Strabenverkehr.
Zahnkranz an der rechten Seite der Hinterradachse, der mit dieser fest
verbunden war. Durch den geringeren Umfang des hinteren Zahn-
kranzes gegenüber dem vorderen wird die Umdrehung des Hmmterrades
schneller als die der Tretkurbelachse mit ihrem Zahnkranze (. Uber-
setzung“). Der Sitz war weit nach binten verlegt, um eine möglichst
unmittelbare Wirkung der Beine auf die Tretkurbel zu ermöglichen.
Die Lenkvorrichtung blich am Vorderrade. Das Hinterrad war fast zur
Größe des erniederten Vorderrades entwickelt. Das Radgestell war an-
fangs ein Kreuzgestell. das sich für Damenräder in verbesserter Form
erhalten hat; später, seit Mitte der 90er Jahre, ist bei den Herrenrädern
das viel tragfähigere Rahmengestell allgemem geworden.
Das Niederrad ist später in allen seinen Einzelteilen weiter ver-
bessert worden. Besonders wichtig ist die Anwendung von Kugellagern
an allen reibenden Stellen, wodurch der Gang wesentlich erleichtert
wurde, und die Verdrängung des Gummivollreifens durch den Hohl-
reifen, in welchem ein Luftreifen voll ausgepumpt wird. Nach der Er-
findung des irischen Arztes Jann DenOr hat sich seit Anfang der
00 er Jahre dieses Verfahren ganz allgemein eingebürgert. Weiterhin ist
die Sicherheit durch Zufügung einer Hinterradbremse und durch Ver-
besserungen der Vorderradbremse erhöht und die Kraftanstrengung durch
Einführung der Freilaufnabe vermindert worden. Die Ubersetzung durch
endlose Ketten herrscht noch vor. Ihr Nachteil ist die stärkere Ver-
schmutzung und die Gefahr des Bruchs oder Reibens der Kette, die bei
Uberwindung von Steigungen überaus stark in Anspruch genommen
wird, und die seitliche Zerrung der Tretkurbelachse. Um dem zu ent-
gehen, ist die kettenlose Dbersetzung eingeführt worden. Hierbei ist der
Zahnkranz an Tretkurbel- und Hinterradachse ersetzt durch je ein Zahn-
rad an diesen Stellen, die durch eine an beiden Enden mit Zahnrädern
versehene Stablstange innerhalb des unteren rechten Rahmenrohrs mit-
einander verbunden werden. Durch die größere Ausmessung des Zahn-
rades an der Tretkurbelachse wird die schnellere Umdrehung des Hinter-
rades erreicht. Diese Zahnradübersetzung entbehrt der eben erwähnten
Nachteile der Kettenübersetzung, erhöht aber das Gewicht des Fahrzeugs,
und deshalb wird vielfach die Kettenübersetzung noch vorgezogen.
In der besprochenen Form bat sich das Zweirad in der ganzen Welt
Eingang verschafft und ist mehr und mehr in die breiten Volksschichten
eingedrungen; diesen bietet es ein billiges, leicht zu handbabendes,
schnelles und bei alledem überaus leichtes Fahrzeug. Schon das
MichAUxsche „Veloziped" wog mit 40 kg bedeutend weniger als seine
Nutzlast, der Fahrer. Die heutigen Gebrauchsräder bleiben weit unter
der Hälfte, die Rennräder erreichen kaum ein Viertel dieses Satzes.
Den letzterwähnten Vorteil hat man einschränken müssen, um das
Fahrrad mit Kraftmaschinen auszurüsten, was zugleich mancherlei Um-