Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

6 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen. 
liche Güter dem ausschließlichen Eigentumsrechte des Menschen unter- 
worfen und durch seine Arbeit hervorgebracht. Ein wichtiger Teil der 
Verkehrswege, der Triebkräfte und der Fahrzeuge gehört zu den höchst- 
entwickelten derjenigen erarbeiteten Betriebsanlagen und werkzeuge, 
welche in der Volkswirtschaftslehre meist als „Kapital“ bezeichnet werden. 
Bei den neuzeitlichen Verkehrsmitteln, den Eisenbabnen, Telegraphen, 
Fernsprechern, der Rohrpost usw., ist alles der menschlichen Arbeit zu 
danken, beim drahtlosen elektrischen Nachrichtenverkehr wird lediglich 
durch menschliche Veranstaltungen die Wirksamkeit der benutzten 
Wellen ausgelöst; bei der See-, Fluß- und Luftschiffahrt dagegen 
wird der Weg und teilweise auch die bewegende Kraft von der Natur 
geliekert. 
Auch die Art und Weise, wie die Arbeit für den Verkehr geleistet 
wird, ist verschieden. Es kann der Weg jedermann, der die vorgesehenen 
Bedingungen erfüllt, zur freien Verfügung stehen, wie bei Landstraben, 
meist auch bei den Wasserstraßben, beim Luftverkehr, oder es kann der 
Verkehr in den Händen einer bestimmten Anstalt zusammengefabt sein, 
die auf eigenen oder anderen Wegen ihre eigenen Fahrzeuge und Kräfte 
benutzt und fremde entweder gar nicht oder doch nur dann zuläßt, 
wenn sie sich in den Rahmen des Betriebsdienstes der Anstalt ein- 
spannen (z. B. Eisenbahnen, elektrischer Nachrichtenverkehr). 
& 4. Die volksu#irtschaftliche Leisteng des Ferkehrs. Der Ver- 
kehr ist in allen Fällen nicht Selbstzweck, sondern Mittel zu irgend einem 
Zwecke. Dieser Zweck liegt nicht lediglich auf dem Gebiete der Güter- 
erzeugung und des Güterverbrauchs. Er kann auch auf dem Gebiete 
des gesellschaftlichen und politischen, geistigen und sittlichen Lebens liegen, 
und ein sehr großer Teil der Verkehrsleistungen dient solchen, nicht 
volkswirtschaftlichen Zwecken. Diese letztere Gruppe von Verkehrs- 
leistungen hat eine viel gröhere Ausweitung erfahren, seitdem die wirk- 
samsten Triebkräfte dem Land- und Wasserverkehr und dem Nachrichten- 
wesen dienstbar gemacht sind. 
Mittel zum Zweck ist der Verkehr auch in volkswirtschaftlicher 
Hinsicht, aber auch hier ein Mittel von der allergrößten Bedeutung. 
Die heutige, auf Arbeitsteilung gegründete und auf umfangreiche Be- 
triebsanlagen und leistungsfähige Betriebswerkzeuge sich stützende 
Gütererzeugungsweise ist ohne das neuzeitliche Verkehrswesen gar nicht 
denkbar. In jeder Stufe des Gütererzeugungsherganges spielt der Ver- 
kehr eine wichtige Rolle. Bei der Vorbereitung der Gütererzeugung, 
bei der Heranschaffung der Roh- und Hilfsstoffe, der Maschinen, Ge- 
räte und Arbeitskräfte, bei der Durchführung der Gütererzeugung, die 
vielfach auch Ortsveränderungen bedingt, bei dem Abschlusse der Güter- 
erzeugung durch Uberführung der Güter an die Verbrauchsstätten, die 
ibrerseits wieder durch umfassende Benutzung des Nachrichten- und
	        
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