Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Entwickelungsgang. 187 
dazu an und meldete am 23. Mai 1582 ein Patent auf eine durch Gas. 
vergastes Benzin oder Petroleum betrichene Kraftmaschine zum Betrich 
aller Arten von Fahrmitteln zu Wasser und zu Lande an. Sein Wagen blieb 
allerdings nur Musterstück, und der Erfinder hat aus Mangel an Mitteln 
die Verwendung des Fahrzeugs nicht weiter betreiben können. 
Die Verbrennungskraftmaschinen waren inzwischen durch den 1876 
von Orro erfundenen Viertaktmotor wesentlich verbessert worden, und 
damit war die Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwickelung ge- 
geben, die sich im wesentlichen auf der Benzinkraftmaschine aufbaute. 
Die Bemühungen von BENZ, der 1878 und 18°6 Patente auf solche 
Maschinen zur Verwendung in Wagen nahm, führten Mitte der 80 er Jahre 
zu einem brauchbaren Benzinwagen. DAAINLEER, der 1883 ein Patent auf 
eine Petroleumkraftmaschine für solche Zwecke genommen batte, brachte 
1885 eine Benzinkraftmaschine zustande, die sich als hinreichend leicht 
und stark für den Betrieb von Wagen auf gewöhnlichen Straben erwies 
und die erwähnten Mängel der Dampf- und elektrischen Maschine be- 
seitigt hatte. Die DalmLER sche Erfindung war tatsächlich die Lösung 
der Maschinenfrage für Selbstfahrer, und der „Daimlermotor“ erst hat 
die überaus rasche und kräftige Entwickelung des Kraftwagenwesens 
ermöglicht, die sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat. Daß an 
der weiteren Vervollkommnung der Benzinkraftmaschine eifrig, besonders 
in Deutschland und Frankreich, gearbeitet wurde, versteht sich von 
selbst. Es gelang, sie 820 zu vervollkommnen, daß seit Ende der 
90 er Jahre der Kraltwagen für Personenbeförderung in den verschieden- 
sten Formen und Ausgestaltungen und für die verschiedensten Zwecke, 
auch für regelmähige Omnibuslinien, und späterhin auch für Waren- 
und Lastenbeförderung rasch in ausgedehnte Verwendung kommen 
konnte. Eine schnell emporgeblühte Industrie mit vielen Nebenzweigen 
hat sich seitchem unablässig bemüht, die Kraftwagen in allen ihren Teilen 
zweckmäbiger und leistungsfähiger zu gestalten. Eine Erschwerung war 
bis in den Anfang der 90er Jahre noch die starke Erschütterung ge- 
wesen, die bei den bis dahin üblichen eisenbeschlagenen Rädern auf den 
vorhandenen Strabßen unvermeidlich war und viele Störungen und 
Maschinenbeschädigungen zur Folge batte. Mit Lederbändern und mit 
Vollreifen aus Gummi hatte sich das nicht genügend beseitigen lassen. 
Erst die schon bei den Fahrrädern erwähnte Erfindung der Hohlreifen, 
die einen fest aufgepumpten Luftreifen umschlossen, hat hier die Hilfe 
gebracht und ist seit Anfang der 90 er Jahre verallgemeinert worden. 
Nur für schwere Omnibusse und Lastwagen greift man neuerdings 
wieder auf verbesserte Vollgummireifen zurück. Um den Nachteilen zu 
entgehen, die aus einer Verletzung der Luftreifen während der Fahrt 
entstehen können, sind abnehmbare Felgen und abnehmbare Räder in 
Anwendung gekommen, und weiter ist in dem „Stepneyrad’ und ähn-
	        
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