Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

188 II. Abschnitt. Ier StraBenverkehr. 
lichen Vorrichtungen die Möglichkeit gegeben, ein Rad ohne Nabe und 
Speichen mit betriebsfühiger Bereifung an dem beschädigten Rade so zu 
befestigen, daß der Betrich in Kürzester Zeit wieder fortgesetzt werden kann. 
Der anfüngliche Kettenantrieb, der, wie erwähnt, auf AVELLIXG und 
Borlkt zurückgeht, ist neuerdings stark beiseite gedrängt worden, weil 
er nicht nur das Geräusch vergröhert, sondern wegen der starken Ab- 
nutzung der Kette viel Kraft und Betriebsstoff verbraucht. An seine 
Stelle tritt mehr und mehr der Cardanantrieb, bei dem die Kraftüber- 
tragung in ähnlicher Weise wie bei den kettenlosen Fahrrädern be- 
wirkt wird. 
Die Kraftmaschinen werden überwiegend mit Benzin, zum Teil 
auch mit Benzol, Spiritus und Petroleum betrieben. Das störende Ge- 
räusch, das durch die Ventile hervorgerufen wird, hat man durch den 
Bau ventilloser Maschinen zu vermindern verstanden, der immer mehr 
in Aufnahme kommt. Das Gewicht der Maschinen ist stark vermindert, 
ihre Pferdestärkenzahl aber bedeutend vergröhert worden. Von dem mit 
200 Pferdestürken ausgerüsteten Benzwagen für Rennzwecke kann man 
dabei ganz absehen. Auch für Gebrauchswagen sind zum Teil grobe 
Pferdestärken in Anwendung. Für die meisten Zwecke kommt man 
aber jetzt bei Personenwagen mit // und mit 11 Pferdestärken aus, 
und diese Wagenart findet am meisten Verbreitung. Die Bezeichnung 
der Pferdestärken mit zwei Zahlen hat sich in Deutschland mit Rück- 
sicht auf die Gestalt der Kraftwagensteuer entwickelt; die kleinere Zabl 
bedeutet die zu versteuernden Pferdestärken, die größere die auf dem 
Versuchsstand in der Fabrik geleisteten Pferdestärken. Im Lastwagen- 
verkehr braucht man natürlich stärkere Maschinen, wenn gröhere Lasten 
befördert werden sollen. Mit 10 Pferdestärken wird man da oft rechnen 
müssen. Für Kleinlastenbeförderung reicht natürlich eine viel geringere 
Kraft aus. 
Die Erzeugung der Kraftwagen bat in vielen Ländern einen groben 
Aufschwung genommen. Frankreich, das diese Industrie besonders ent- 
wickelt hat, erzeugte 1999: 2450 Kraftwagen, 1906 schon das zehnfache. 
Deutschland hatte nach den Produktionserhebungen des Reichsamts des 
Innern eine Erzeugung von 41 Krafträdern und 881 Kraftwagen und 
Untergestellen im Jahre 1901, dagegen von 4758 Krafträdern und 
9368 Kraftwagen und 3745 Untergestellen im Jahre 1910. Von den 1910 
erzeugten Kraftwagen dienten 790 dem Last- und Warenverkehr (gegen 
39 im Jahre 1901) und 8578 dem Personenverkehr (gegen 845 im 
Jahre 1901). Von den 1910 erzeugten Personenkraftwagen hatten 3976 
bis zu 6 Pferdestärken, 3134 über 6—10 PS, 1228 über 10 —25 PS 
und 210 über 25 PS. 
Der Bestand an Kraftwagen ist allenthalben stark gewachsen. In 
Frankreich gab es 1899: 1672 Personenkraftwagen, 1905: 21523, 1910:
	        
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