1. Kapitel. Begriff, Arten und Hilfsmittel. 231
In allen diesen Werken steckt eine grobe Summe körperlicher, aber
eine noch viel größere Summe geistiger Arbeit, deren Bewältigung nur
der hochentwickelten neuen Technik möglich war. Es gibt keinen Ver-
kehrsweg, der in ebenso grobem Maße und in ebenso grobßer Zabl
schwierige und kostspielige Kunstbauten aufweist. Die Maschinenkraft,
deren Ubertragung auf den Landverkehr das Schlußergebnis der Eisen-
bahnen ist, hat sich auch gerade hier als einer der wirksamsten Ge-
hilfen des sinnenden Menschengeistes erwiesen.
Der gleichmäßige Verlauf der Fahrbahn wird an bestimmten Punkten
unterbrochen, um die Bahn den Verkebrtreibenden zugüngig zu machen.
Auch der Wasserweg bedarf solcher Stellen, die sich als Sammelpunkte
des Verkehrs erweisen; aber er kann doch auch auberhalb dieser Stellen
den Verkehrtreibenden leicht die Erreichung seiner Fahrzeuge ermög-
lichen. Die Eisenbahnen dagegen sind schon bebufs geregelter und
Ssicherer Betriebsführung genötigt, die Fahrbahn und die auf ihr ver-
kehrenden Fahrzeuge außberhalb der Sammelpunkte des Verkehrs den
Verkehrtreibenden zu verschließen. Selbst bei den Strabenbahnen im
engeren Wortsinne sind solche Sammelpunkte erwünscht und als ein-
fache Haltestellen üblich, wenn auch zwischen den Haltestellen nicht
selten Fahrgäste- auf und absteigen. Die Ersetzung des Pferdebetriebs
durch den elektrischen Betrieb hat diese Gewohnheit wesentlich ein-
geschränkt. Bei sonstigen Kleinbahnen schon beschränkt sich der Zu-
gang und Abgang der Fahrgäste und Güter auf diese Sammelstellen;
sie sind hier als Hallepunkte oder als Bahnhöfe mit einfachen Gebäuden
und Einrichtungen ausgestaltet. Bei den Neben- und vollends bei den
Hauptbahnen bedürfen die Bahnhöfe umfangreicherer Gebäude und Ein-
richtungen und erscheinen an den Knotenpunkten des Verkehrs als An-
lagen von bedeutender Ausdehnung, mit grobartigen Hochbauten, mit
ausgedehnten Schuppen, Speichern und Werkstätten, mit mächtigen
Kranen und Hebewerken usf. Die Geleise zerspalten sich an solchen
Stellen in zahlreiche Einzellinien, die auf kunstvolle Weise durch ver-
wickelte Weicheneinrichtungen mit einander in Verbindung gebracht
sind und oft sehr große Flächen bedecken. Auch bei den groben Bahn-
bofsanlagen sind zum Teil schwierige technische Fragen zu lösen ge-
wesen und gelöst worden. Hierbei hat natürlich der besondere Zweck
des Bahnhofs starken Einfluß gehabt. Bahnhöfe, die dem Personen-
verkehr dienen, stellen andere Anforderungen als die Güterbahnhöfe,
als die Maschinenbahnböfe usw. Die deutschen vollspurigen Staats- und
Privatbahnen hatten 1910 zusammen 10501 Bahnhöfe und 2600 Halte-
punkte. In diesen 13201 Sammelpunkten des Verkehrs waren u. a.
vorbanden: 928 Verwaltungsgebäude, 10 533 Empfangsgebäude, 2640 be-
sondere bedeckte Warteräume, 22258 Bahnsteige, 32959 Dienstwohn-
gebäude für Beamte und Arbeiter; ferner 331 Wagen-, 10248 Güter.,