2. Kapitel. Die Entwickelung der Eisenbahnen. 233
betriebenen Strecken vermehrte Eigentumslänge. Auf den deutschen
Bahnen wurde in allen wesentlichen hierher gebörigen Punkten eine ein-
heitliche Regelung durch die Eisenbahnsignalordnung geschaffen, deren
erste Fassung 1875 erging, und die nach Anderungen in den Jabren
1992 und 1898 in ibrer jetzigen Fassung am 24. Juni 1907 veröffentlicht
und am 1. Aug. 1907 in Kraft getreten ist sowohl für Haupt- als auch
für Nebenbahnen.
Die technischen Einzelheiten in allen diesen Dingen müssen selbst-
verständlich hier außer Betracht bleiben; die vorhergehenden Bemer-
kungen sollen nur darauf binweisen, daß die Eisenbahnen, das jüngste
der Mittel zur Personen- und Güterbeförderung im großben, nach manchen
Richtungen bin erhebliche Abweichungen gegenüber den sonstigen Ver-
kebrswegen zeigen und sich in ganz besonderem Mabe die Leistungen
der neuen Technik zunutze gemacht baben.
2. Kapitel. Die Entwickelung der Eisenbahnen.
5 1. Die Entstehung der Schienenban. Der Grundgedanke der
Schienenbahn ist der, eine möglichst glatte Fahrbahn mit möglichst
geringem Reibungswiderstand in wirtschaftlichster Weise herzustellen.
Dieser Grundgedanke ist in der Schienenbahn in vortrefflicher Weise
verwirklicht. Die glatte Eisenfläche bietet einen sehr geringen Reibungs-
widerstand. Man hat aber diese glatte Fläche tatsächlich beschränkt
auf zwei schmale Streifen, und gerade darin liegt die überraschend
einfache Lösung der Frage, wie solche glatte Fahrbahn mit möglichst
geringen Opfern hergestellt werden könne. Allerdings mußte man, um
auf diese wirtschaftlichste Weise die glatte Fahrbahn zu erhalten, da-
rauf verzichten, eine beliebig freie Bewegung der Fahrzeuge zuzulassen.
Es war nötig, die Fahrzeuge auf die fest bestimmte Spurlinie einzuengen.
Darin lag ein Nachteil. Aber was hier an freier Beweglichkeit der Fahr-
zeuge eingebüßt wurde, das wurde reichlich ersetzt durch die bedeutende
Verminderung der Kosten bei der Herstellung der Fahrbahn. Dal der
zugrunde liegende Gedanke schon in vorchristlicher Zeit erkannt wurde,
beweigen die bei den Landstraben erwähnten Spuren, die in felsigen
Gegenden in die Fahrbahn eingehauen wurden.
Mebr als diese Ubereinstimmung der Grundidee läht sich aber nicht
behaupten: ein wirklicher Zusammenbang zwischen den neuen und den
alten, überdies späterhin meist in Vergessenheit geratenen Spurbahnen
ist nicht zu erweisen.
Dagegen darf es als zweifellos angeschen werden, daß die mittel-
alterlichen Holzspurbabnen oder Holzriegelbahnen (Hundeläufe) im Harzer
Bergbau die unmittelbare Vorstufe der späteren Schienenbahnen sind.
Diese Holzriegelbahnen waren schon vor mehr als 500 Jahren im Harze