236 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr.
sich das. Die englischen Strabenfuhrwerke hatten in den 20 er Jahren
des 19. Jahrhunderts eine Spurweite von 1,435 m. Sie wurde bei ver-
schiedenen Bahnen jener Zeit in England angewandt und hat auch früh-
zeitig anderswo Eingang gefunden. Aber ihre Herrschaft war nicht un-
bestritten. Der englische Ingenieur BhuNEL, führte eine Spurweite von
2135 mm ein. Sie war eine Zeit lang beliebt, und erst die umständligen
Umladungen, die bei der zunehmenden Dichtigkeit des englischen Eisen-
bahnnetzes aus dem Nebeneinander der beiden genannten Spurweiten ent-
standen, führte zu ihrer allmählichen Beseitigung. Seit 1892 herrscht als
Regelspurweite in England und Schottland die Spur von 1135 mm, und
Sie ist auch im Eisenbahnwesen der Erde mabgebend geworden für alle
Hauptbahnen. Erst die Einheitlichkeit der Spur in den aneinander-
stobenden Bahnnetzen ermöglicht einen glatten Wagenumlauf über die
Landesgrenzen hin und innerhalb größerer Staatsgebiete. In Deutsch-
land war Baden 1840 zu einer breiteren Spur von 1600 mm über-
gegangen, muhßte sich aber später der Regelspur anschlieben, ebenso die
holländische Staatsbahn, die früher ebenfalls 1600 mm Spurweite an-
wandte. In den australischen Staaten waren früher verschiedene Spur-
weiten in Gebrauch. Der Australische Bund bat darin Einheitlichkeit
geschaffen. Länder, die mit Wagendurchlauf nicht zu rechnen haben,
können natürlich eine andere Spur haben. Irland z. B. kann ohne
Nachteil die Spurweite von 1600 mm anwenden. Spanien und Portugal
haben in ihrem Gesamtgebiet eine einheitliche Spur von 1676 mm,
weichen aber von der sonst international vereinbarten Spur ab. Auch
Rußland hat zwar in seinem Gebiete die einheitliche Spurweite von
1524 mm fast ganz durchgeführt, geht aber damit ebenfalls über die
Regelspur hinaus. Beim durchgehenden Wagenverkehr nach Ruhbßland
werden deshalb die besonders dazu eingerichteten preußischen Wagen
durch Umsetzvorrichtungen zum Verkehr auf den russischen Strecken
befähigt. Bei Hauptbahnen kommen nur vereinzelt schmalere Spuren
Vor, 2z. B. in Norwegen. Bei Nebenbahnen sind schmale Spuren wieder-
holt angewandt. Auch die Bahnen in noch wenig entwickelten Pflanz-
und Schutzgebieten werden nicht selten schmalspurig angelegt, und bei
Kleinbahnen wird die schmale Spur viel gebraucht. Schmalspurige
Bahnen für den öffentlichen Verkehr bestanden im Deutschen Reiche
nach der amtlichen Statistik 1880: 193km, 1890: 1051 km, 1900: 1800 km,
1910: 2178 km. Die Spurweiten sind 1000, 750, vereinzelt auch 785 mm.
An Kleinbahnen für den öffentlichen Verkehr waren Ende des Betriebs-
Jjahres 1900 in Deutschland in der Ausführung und im Betriebe 4965,5 km
nebenbahnähnliche Kleinbahnen, darunter 1046,5 km (21,08 v. H.) mit der
Regelspur, und 2921,14km Strabenbahnen, darunter 1113,8 km (38,13 v. H.)
mit der Regelspur, dagegen Ende des Betriebsjahres 1910: 10328,76 km
nebenbahnähnliche Kleinbahnen, davon 4165,16 km (40,3 v. H.) mit der