1. Kapitel. Begriff, Gliederung, Werkzeuge u. volkswirtschaftl. Leistung d. Verkehrs. 13
der Betriebsstörungen die volle Ausnützung dieser Fähigkeit noch un-
möglich. Zu einer Massenbeförderung reichen aber die Kraftwagen nicht
Aus. Nur vereinzelt kann ein Personenkraftwagen — von Omnibussen
abgeschen — mehr als 6 Personen und ein Kraftlastwagenzug mehr als
8t befördern; mit den Eisenbahnleistungen kann das nicht verglichen
werden. Die Tragfähigkeit der Straßen zieht hier Grenzen, die nicht
überschritten werden können.
Die Schienenbahnen gestatten eine viel weiter gehende Ausnutzung
der Dampfkraft und anderer mechanischer Triebkräfte als die Land-
straßen. Gute Wasserwege und insbesondere das Meer überragen indes
in dieser Beziehung die Schienenstraße noch wesentlich. Bei der Schienen-
straße tritt der Umstand bindernd in den Weg, daß bei starker
Steigerung der Triebkraft das Eigengewicht der Lokomotive sehr grob#
wird, also schlieblich einen viel stärkeren Oberbau verlangt. Das
Lokomotivgewicht ist vereinzelt bis auf 280 t ohne Tender und bis
auf 380 t mit Tender gestiegen. Wenn man auch soweit im allgemeinen
nicht geht, so sind doch die leistungsfähigen heutigen Lokomotiven durch-
Weg sehr schwer, und selbst das Durchnittsgewicht der Lokomotiven
mit Tender ist jetzt hoch, z. B. 1909 bei den Staatsbahnen in Elsab#-
Lothringen über 58,5 t, in Preußen 52,85 t, in Baden 51,7 t. Dieser
Umstand hält die Anwendbarkeit der Dampfkraft auf den Schienenwegen,
Was die Pferdestärke anlangt, in bestimmten Grenzen, die allerdings
gegen früher wesentlich erweitert sind. Lokomotiven von 1000—1500
Pferdestärken sind jetzt häufig im Gebrauch, und vereinzelt ist man auf
2000 und mehr Plferdestärken gekommen. Viel gewaltiger sind die
Maschinenkräfte in den großen Schnelldampfern, wo die größten Schiffe
zetzt auf 50000 und selbst 70 000 Pferdestärken kommen. In dieser Be-
ziehung steht das Meer oben an.
Was den Reibungswiderstand anlangt, der sich bei der Bewegung
der Fahrzeuge auf der Fahrbahn geltend macht, so ist er auf der
Schienenbahn viel geringer, als auf der Landstraße, auch wenn diese
sich in dem vollkommensten Zustande befindet, den die heutige Straben-
baukunst gestattet. Selbst Straben von Eichenbohlen oder mit Asphalt-
belag können eine so glatte Fahrfläche nicht aufweisen, wie die Schienen-
bahnen. Nicht zu übersehen ist aber, dab bei Fahrrädern und Krakt-
wagen durch die Anwendung der luftgefüllten Gummireifen der Reibungs-
widerstand auf Straben erheblich vermindert ist, ohne indes darin der
Schienenbahn gleich zu kommen. Noch geringer ist der Widerstand,
den an und für sich das Wasser der Fortbewegung entgegenstellt. Der
Statistiker ExEI, hat einmal in der Zeitschrift des preuss. stat. Bureaus
die Kraft berechnet, die zur Fortbewegung der gleichen Last auf
ebener Fahrbahn bei einer Geschwindigkeit von 3 Fuß für 1 Sekunde
nötig ist, und dabei Verhältniszahlen gefunden, die den Kanälen mit