2. Kapitel. Die Entwickelung der Eisenbahnen. 257
splitterung ist also immer noch — verglichen mit dem massigen preu-
Sischen Staatsbahnwesen — erkennbar genug. Dabei hat sich das
Netz reichlich entwickelt. Es umfabte 1850: 10 653 km, 1860: 16787 km,
15%70: 24499 km, 1880: 28 854 km., 1890;: 32 297 km, 1900: 35 186 km,
und 1909: 37 475 km oder 11,9 km auf 100 dkm.
Nächst England bat sich Nordamerika — ebenfalls fast ausschliel-
lich durch Erwerbsgesellschaften — rasch des neuen Verkehrsmittels
bemächtigt. Die erste Lokomotivbahn wurde am 28. Dezember 1829
eröffnet; 1830 umfabte das ganze Netz erst 64,5 km. Bald nahm aber
der von einzelnen Staaten ermunterte Bau durch Privatgesellschaften
so groben Umfang an, daß auch hier schon in den 30 er Jahren eine
Ubergründung herrschte, der dann 1856—1858, 1868—1873, 1879—1882
weitere Zeiten lebhaftester Bautätigkeit folgten. Die Länge der Bahnen
war bis 1840 auf rund 4500 km, bis 1850 auf 14515 km, bis 1860
auf 49292 km, bis 1870 auf 85 139 km, bis 1880 auf 150717 km, bis
1890 auf 268 409 km, bis 1900 auf 311094 km und bis 1909 auf
381 701 km (4,1 auf 100 qkm) angewacbsen.
In Amerika hatte auch Fnlznln Lisr die Wirksamkeit der Eisen-
bahnen kennen gelernt, und nach seiner Rückkehr nach Deutschland
setzte er seine ganze hervorragende Werbekraft ein, ein „deutsches
Eisenbahnsystem“ zustande zu bringen. Vor ibhm batte pamentlich
FhrDR’# HARORr auf die englischen Eisenbahnen bingewiesen und
nach vielen Mühen die Pferdebahn von Steele nach Vohwinkel durch-
gesetzt (1830). Als eigentlichen Ausgangspunkt der Entwickelung des
deutschen Eisenbahnnetzes muß man das Jabr 1835 ansehen. In diesem
Jahre (17. Dezember) wurde zwischen Nürnberg und Fürth die erste
deutsche Lokomotiveisenbahn eröffnet, nachdem der um das Eisenbahn-
wesen sehr verdiente bayerische Oberbergrat J. v. BaADbER schon seit
1814 eine Pferdebahnverbindung angeregt hatte. Am 14. Mai 1835
brachte Fnnren Lisr die Zeichnung des Aktienkapitals für die Leipzig-
Dresdener Bahn zustande, die er bereits 1833 in seiner berühmten
Schrift „Uber ein sächsisches Eisenbahnsystem als Grundlage eines all-
gemeinen deutschen Eisenbahnsystemes, insbesondere über die Anlage
einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden“ nach ihrer Bedeutung
gewürdigt batte. Diese 1839 eröffnete Babn war die erste längere
Lokomotivbahn Deutschlands, und sie hat zur raschen Wirksamkeit
von Lis unermüdlicher Arbeit für das deutsche Eisenbahnwesen viel
beigetragen. In demselben Jahre (1835) suchte Lisr in Berlin die
Genehmigung für eine Bahn von Hamburg nach Berlin, Magdeburg
und Leipzig und der Magdeburger Oberbürgermeister FnhANCEE die
Genebmigung für die Bahn Magdeburg—Leipzig nach. Auch die Linien
Berlin—Frankfurt a. O. und Berlin—Stettin wurden noch im Jabre 1835
angeregt.
van Dp## Bosor, Vorkehrawesen. 2. Aull. 17