Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

262 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr. 
Daß zuerst die Hauptbahnen und erst, als diese schon eine 
ansehnliche Reichbaltigkeit erlangt hatten, die Nebenbahnen und noch 
später die Kleinbahnen in nennenswertem Umfange ausgebaut wurden, 
ist erklärlich. Ihre Anfänge reichen schon Jahrzehnte weit zurück. 
Schmalspurbahnen für den öffentlichen Verkehr finden sich in Belgien 
seit 1850, in Osterreich seit 1855, in Holland seit 1860, in Norwegen 
und Deutschland (Bröltalbahn) seit 1862, in Schweden seit 1865 ust. 
In den 60 er Jahren ergingen schon mehrere Gesetze zur Förderung des 
Baues der Kleinbahnen, so 1865 in Frankreich, 1869 in Bayern und 
Baden. In Osterreich und Ungarn griff die Gesetzgebung in bezug auf 
die Kleinbahnen 1880, in Belgien 1884, in Preußen 1892, in Groß- 
britannien 1896, in Oldenburg 1902 ein usw. Dem Kleinbahnbau ist 
überall eine reichliche finanzielle Förderung durch die verschiedenen 
Stufen der öffentlichen Gewalt zuteil geworden. Die Bewegung auf 
diesem Gebiet ist in einer Reihe von Ländern früher lebhaft geworden 
als in Preußen, wo bis 1880 fast nur Hauptbahnen, dann planmäbig 
Nebenbahnen vom Staate und erst weiterhin Kleinbahnen von Kreisen, 
CGemeinden und Erwerbsgesellschaften gebaut wurden. 
Die Strabenbahnen (Tramways) tauchten zuerst in Amerika auf (1852); 
in Frankreich begann 1854, in England 1860, in Dänemark 1863, in 
Deutschland (Berlin) und OÖsterreich 1865 der Bau solcher innerstädtischen 
Pferdebahnen. 
In Großb#itannien und Irland war die Länge der Straben- und Klein- 
bahnen 1896: 1609 km, 1900: 1894 km, 1905: 3406 km, 1910: 4122 km. 
In sterreich gab es an Kleinbahnen und ihnen gleich zu rechnenden 
Bahnen 1865: 4 km, 1870: 22 km, 1880: 84 km, 1890: 183 km, 1900; 
417 km, 1908: 650 km, davon 1908 nur 7 km mit Pferdebetrieb, 2,2 km 
mit Seilbetrieb, 108 km mit Dampfbetrieb und 533 km mit elektrischem 
Betrieb. In Ungarn war die Baulänge der am Jahresschlusse vorhandenen 
Kleinbahnen 1872: 11 km, 1882: 216 km, 1890: 2878 km, 1901: 8613 km, 
8: 10 858 km. In Frankreich waren an Klein- und Strabenbahnen 
im Betrieb 1875:2200 km, 1885:2650 km, 1895: 5850 km, 1905:13250 km, 
: 15600 km. Das Anlagekapital stellte sich 1908 auf 1834 Mill. Frs. 
(117 565 Frs. für 1 km). In Belgien betrieb die 1885 errichtete Société 
nationale des Chemins de fer nationauf 1887: 315 km, 1890: 733 km, 
1900: 1840 km, 1905: 2717 km, 1909: 3448 km Kleinbahnen, was auf 
eine sehr rasche Ausdehnung hindeutet. In Deutschland gab es am 
Ende des Rechnungsjahres 1880: 193 km, 1890: 1051 km, 1900: 1800 km, 
1905: 2059 km, 1910: 2178 km Schmalspurbahnen für den öffentlichen 
Verkehr; 1910 waren davon 1033 km Staatsbahnen und 1145 km Privat- 
bahnen. Das Anlagekapital war 1910: 170 Mill. M. (78000 M. auf 1 km 
Bahnlänge). In Deutschland waren am Ende des Rechnungsjahres im 
Betrieb und in der Ausführung:
	        
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