Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

270 III. Abschnitt Der Eisenbahnverkehr. 
viele Güter überhaupt erst beförderungsfähig gemacht und vielen Menschen 
das Reisen erst ermöglicht. 
Diese Wirkungen, deren weittragende Bedeutung für das ganze 
Volksleben schon gewürdigt ist und deren hoher Wert für die Landes-= 
verteidigung keinem Zweifel begegnen kann, sind überdies mit der zu- 
nehmenden Ausdehnung des Eisenbabnnetzes verallgemeinert worden. 
Denn zu den genannten Eigenschaften kommt als besonders wertvoll 
noch die hinzu, daß die Eisenbahnen einer großen Verästelung fäbig 
sind. Den Wasserstraben sind sie darin weit überlegen, und sie gestatten 
am leichtesten ein vielmaschiges, vollkommen ineinander greifendes 
Strabennetz von planmäbßiger Ausgestaltung und mit gleichen Ab- 
messungen und mit gleicher Ausrüstung der einzelnen Teile. Man kann 
darüber hinaus sogar sagen, daß die grobe Fernwirkung der Eisen- 
bahnen zu einem solchen Vorgehen geradezu zwingt. Dieser Umstand 
hat den Eisenbahnen einen so großben Einfluß auf die ganze Entwicke-- 
lung verschafft, ihre Wirkungen, trotz mancher ungünstigen Verschiebung 
doch überwiegend der Gesamtheit segensreich, sind dadurch so allseitig 
fühlbar geworden, daß die kennzeichnenden Merkmale des heutigen 
Verkehrslebens zum, groben Teil auf die Eisenbahnen zurückzu- 
führen sind. 
Insbesondere ist auch die allseitige Steigerung des Verkehrsbedürf- 
nisses den Eisenbahnen zuzuschreiben. Sie schufen zuerst einen billigen 
und schnellen Massenverkehr; aber sie haben auch der Welt die Be- 
deutung eines solchen Verkehrs so sehr vor Augen geführt, dab man 
bald noch billigere, noch schnellere, noch massenhaftere Beförderung 
als ein Bedürfnis empfand. Die Eisenbahnen haben dem nach Kräften 
gerecht zu werden gesucht; sie sind auch in manchen Beziehungen noch 
zu gröberen Leistungen zu bringen. Indes läht sich doch nicht ver- 
kennen. daß gerade in bezug auf Billigkeit und Massenhaftigkeit die 
Eisenbahnen an bestimmte Grenzen der Leistungsfähigkeit gebunden 
sind. Diese Erkenntnis hat den Wasserstralten wieder eine erhöhte Be- 
deutung verschafft. Das Arbeiten an der Vervollkommnung der Binnen- 
wasserstraben würde nicht so lebhaft sein, wenn nicht die jahrzehnte- 
lange Wirksamkeit der Eisenbahnen das Verkehrsbedürfnis in bezug auf 
Billigkeit und Massenhaftigkeit gesteigert hätte. 
Auch die Landstrabennetze sind gerade durch die Eisenbahnen — 
wie schon angedeutet — zu einem Gegenstande erhöhter Fürsorge ge- 
worden. Lag in der Benutzung der Eisenbahnen gegenüber den Land- 
straben ein grober Vorteil, so konnte man doch nicht übersehen, dabß 
für abseits gelegene Gebiete dieser Vorteil leicht wieder verloren gehen 
muhte, wenn sie nicht gute und bequeme Landstrabßenverbindungen 
nach den Sammelpunkten des Eisenbahnverkehrs hin besaben. Je mehr 
die Eisenbahnen sich ausdehnten, desto mehr wurde deshalb auch das
	        
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