Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

Kapitel. Begriff, Gliederung, Werkzeuge u. volkswirtschaftl. Leistung d. Verkehrs. 17 
werden, als bei dem Wasserverkehr, bei dem der Widerstand des Wassers, 
so gering er auch bei mäßiger Geschwindigkeit ist, mit der Erhöhung 
der Schnelligkeit der Beförderung sehr stark zunimmt, ganz abgesehen von 
dem Widerstande kräftiger Strömungen. Die Wasserwege zeigen in sich 
grobe Abweichungen, je nachdem es sich um Segel- oder Dampfschiffe 
oder sonstige Fahrzeuge handelt, und je nachdem sich der Verkehr auf 
Flüssen, Kanälen oder dem offenen Meere vollzieht. Die neuen Schnell- 
dampfer- des Atlantischen Meeres weisen Geschwindigkeiten bis zu 25 See- 
meilen (zu 1852 m) in der Stunde auf. Die Flußdampfer fahren erheb- 
lich langsamer: beide überragen noch den Verkehr in gewöbnlichen 
Fahrzeugen auf den Landstraben, stehen aber den Eisenbahnen be- 
deutend nach, selbst wenn man von den vereinzelt erreichten auber- 
gewöhnlichen Fahrgeschwmdigkeiten — auf Versuchsstrecken schon über 
200 km in der Stunde — absieht. Auch der Kraftwagen- und Fahrrad- 
verkehr kann gröhere Geschwindigkeiteu erzielen als der Binnenwasser- 
strabenverkehr. Mit den gewöhnlichen Güterzügen können freilich unter 
UCmständen auch die Fluhdampfer bei guten Betriebseinrichtungen in 
Wettbewerb treten, weil die größere Schnelligkeit der Bahn auf freier 
Strecke durch den Aufentbalt auf den Haltestellen und Bahnhöfen 
zum Zwecke des Verschiebens usw., zum Teil auch durch gröberen 
Zeitverlust beim Be- und Entladen wieder ausgeglichen werden 
kuann. 
Die Pünktlichkeit des Verkehrs ist am bedeutendsten bei den Eisen- 
bahnen, während Landstraßen und noch mehr Wasserstraßen zu sehr 
den zufälligen Umständen Einfluß gestatten, als daß mit gleicher Ge- 
nauigkeit bestimmte Fahrzeiten innegehalten werden könnten. Indes hat 
der Dampferverkehr in dieser Beziehung bei den regelmähig befahrenen 
Linien so große Fortschritte gebracht, dabß der Abstand gegen die 
Eisenbahnen wesentlich geringer geworden ist. 
Die letzterwähnten Einflüsse Kkönnen auch die Annehmlichkeit und 
Bequemlichkeit des Land- und Wasserverkehrs wesentlich beeinträch- 
tigen. Ob man im übrigen die Personenbeförderung auf den Eisen- 
bahnen oder auf Dampfschiffen oder im Wagen oder mittels des Kraft- 
wagens, Kraftrads oder Fahrrads usw. für angenehmer und bequemer 
ansehen will, das ist Sache des persönlichen Geschmacks. 
Von Bedeutung für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist weiter- 
hin die Möglichkeit, den Betrieb ununterbrochen und ohne Störung 
durch den Wechsel von Tag und Nacht, durch die Verschiebung der 
Witterungsverhältnisse usw. durchzuführen. In dieser Hinsicht bietet 
das offene Meer vielleicht noch die günstigsten Verhältnisse. Die Fahrt- 
unterbrechung während der Nacht ist hier nicht nötig wegen der aus- 
gedehnten Fläche, die dem Verkehre zur Verfügung steht. Eine Sper- 
rung der Schiffahrtsstrabe durch Frost oder Wassermangel ist auf den 
van Dun Bonrner. Verkehrwesen. 2. Aull. 2
	        
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