4. Kapitel. Die Aufgaben d. öffentl. Gewalt gegenüber den Eisenbahnen. 299
ihr Ertrag auch in früheren Zeiten nicht wesentlich höher war. Die
französischen Hauptbahnen brachten es 1845 rund auf 5,6 v. H., 1855
auf 6,4 v. H., 1865 und 1875 auf 4,8 v. H., 1885 auf 3,8 v. H. des
Kapitals als Reinertrag. Die englischen sind seit 1878 bis Anfang der
90 er Jahre auf etwas mehr als 4 v. H. gekommen, seither aber stets
zwischen 3 und 4 v. H. geblieben.
Erwähnt sei noch, daß bei den großben Bahnen — wie nach dem
oben über die Verkehrsleistungen gesagten einleuchtet — der gröbte Teil
der Einnahmen aus dem Güterverkehr stammt, bei den Reichsbahnen und
den österreichischen Staatsbahnen über /10, bei den preußisch-hessischen,
den ungarischen, den belgischen, den schwedischen Staatsbahnen rund
3 usw. Besonders hoch ist der Anteil des Güterverkehrs in Rußland,
wo er fast 85 v. H. aller Einnahmen stellt. Niedriger ist der Anteil des
Güterverkehrs auf den dänischen Staatsbahnen, den britischen und den
schweizerischen Bahnen, wo er nicht ganz die Hälfte der Gesamtein-
nahmen stellt, und besonders in Holland, wo der Güterverkehr sich
vielfach der Wasserwege bedient. Bei der bolländischen Eisenbahn
kommen noch nicht 5 der Einnahmen aus dem Güterverkehr, dagegen
über die Hälfte aus dem Personenverkehr. ·
Auch die Kleinbahnen müssen sich mit einer im ganzen bescheidenen
Verzinsung ibres Anlagekapitals begnügen. Von den nebenbahnähnlichen
Kleinbahnen in Deutschland haben immer nur vereinzelte mehr als 10
V. H. erzielt; eine nicht geringe Zahl muhbte auf Verzinsung verzichten,
und die Hauptmasse der Kleinbahnen bleibt unter 5 v. H. Im ganzen
hatten 1910 die nebenbahnähnlichen Kleinbahnen in Deutschland bei
rund 695 Mill. Mark Anlagekapital 17,6 Mill. Mark Uberschuß, also nur
einen geringen Satz, auch wenn berücksichtigt wird, daß ein Teil der
Bahnen noch nicht ein volles Jahr in Betrieb war, also das Anlage-
kapital nicht in dem angegebenen Umfange voll in die Rechnung ein-
gestellt werden kann. Der Betriebskostenanteil war 1910: 67 v. H.
1 69.9 v. H. der Betriebseinnahme. In Belgien haben die Klein-
bahnen von 1900 bis 1909 zwischen 2,8 und 3,4 v. H. des Kapitals an
Reingewinn gehabt. Auch bei den Strabenbahnen sind, wenngleich
vereinzelte Unternehmungen gute Erträge haben, im ganzen die Erträge
von mähiger Höhe, liegen aber in Deutschland doch im Durchschnitte
höher als bei den nebenbahnähnlichen Kleinbahnen. Die deutschen
Straßenbahnen hatten 1910 bei rund 1102 Mill. Mark Anlagekapital
86,3 Mill. Mark Uberschuß, so dabß man auf etwa 7,8 v. H. Durchschnitts-
ertrag schließen kann. Die Gesamteinnahmen waren 239 Mill. Mark,
die Gesamtausgaben 149 Mill. Mark. Der Betriebskostenanteil war in
Deutschland einige 60 v. H. der Betriebseinnabmen. Das ist ein verhältnis-
mähig günstiger Satz. In der Schweiz 2z. B. nähert sich der Betriebs-
kostenanteil der städtischen Strabenbahnen 80 v. H. der Betriebseinnahmen.