18 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen.
großen Linien des Weltverkebhrs gleichfalls ausgeschlossen. Die Eisen-
bahnen können den Nachtbetrieb ebenfalls verhältnismäbßig leicht durch-
führen, weil die Fahrzeuge unter regelmähigen Verhältnissen nicht von
ihrer Bahn abgleiten können, und weil bei ordentlicher Betriebsführung ein
Begegnen von Zügen auf demselben Geleise nicht eintritt. Auf der Land-
strabe fehlen diese günstigen Voraussetzungen, und der Nachtbetrieb
wird dadurch erschwert, wenn auch nicht unmöglich. Auf guten schiff-
baren Flüssen von genügender Breite der Fahrrinne ist der Nachtbetrieb
ebenfalls durchführbar, wenn auch mit gewissen Schwierigkeiten ver-
bunden; sie steigern sich auf engen Wasserstraßen so sehr, daß der
Nachtbetrieb als zu gefährlich unterbleiben muß.
Frost und Schneefall zwingen oft genug bei Landstraben zur Ein-
stellung des Betriebes; auch andauernder Regen kann den Betrieb auf
Landstraßben so sehr erschweren, dabß er besser unterbleibt. Die Eisen-
bahnen sind von Wind und Wetter viel weniger abhängig, aber doch
nicht unabhängig. Namentlich kann starker Schneefall auch den Eisen-
bahnbetrieb zum Stocken bringen. Aber diese Störungen sind viel seltener
und dauern nicht so lange wie bei den Binnenwasserstraben, denen
namentlich der Frost lange Zeit hindurch die Verkehrsfähigkeit zu
rauben vermag. Bei den natürlichen Wasserstraßen kommt dazu noch
die Störung durch Hochwasser und Wassermangel, sodaß die Betriebs-
fähigkeit für erhebliche Teile des Jahres nicht in vollem Umfang vor-
handen oder ganz unterbrochen ist.
Was die Vielseitigkeit der Benutzbarkeit anlangt, so stehen die
Eisenbahnen am ungünstigsten. Sie lassen nur diejenigen Fahzzeuge
zu, die besonders auf die betreffende Schienenstraße zugeschnitten sind
oder ihr ohne besondere Kosten und Mühe angepabt werden können.
Land- und Wasserstraben dagegen gestatten eine grobe Mannigfaltig-
keit von Fahrzeugen. Bei ihnen ist deshalb auch ein freier Wettbewerb
der Frachtführer auf der Fahrbahn möglich und üblich, der auf der
Eisenbahn zu den bedenklichsten Mißständen führen mütte.
Bedeutungsvoll ist auch die Möglichkeit einer ausgedehnten Ver-
zweigung des Netzes der Verkehrswege. In dieser Beziehung erweisen
sich die Eisenbahnen als sehr bevorzugt. Können sie auch Steigungen
nicht so leicht überwinden, wie die Landstraben, sofern sie als gewöhn--
liche Reibungsbahnen erscheinen, so sind sie doch auch in dieser Form
einer sehr weitgehenden Verzweigung fäbig und nur wenig von den
gegebenen Bodenverbältnissen abhängig. Durch besondere Bauarten,
wie sie von der neueren Technik ersonnen sind, lähßt sich auch die
Fühigkeit zur Uberwindung von Steigungen sehr wesentlich erhöhen
(Berg- und Gebirgsbahnen). Die Landstrabßen sind ebenfalls einer groben
Verästelung fähig. Bei den künstlichen Binnenwasserstraßen ist die
Abhängigkeit von den gegebenen natürlichen Verhältnissen viel stärker,