Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

18 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen. 
großen Linien des Weltverkebhrs gleichfalls ausgeschlossen. Die Eisen- 
bahnen können den Nachtbetrieb ebenfalls verhältnismäbßig leicht durch- 
führen, weil die Fahrzeuge unter regelmähigen Verhältnissen nicht von 
ihrer Bahn abgleiten können, und weil bei ordentlicher Betriebsführung ein 
Begegnen von Zügen auf demselben Geleise nicht eintritt. Auf der Land- 
strabe fehlen diese günstigen Voraussetzungen, und der Nachtbetrieb 
wird dadurch erschwert, wenn auch nicht unmöglich. Auf guten schiff- 
baren Flüssen von genügender Breite der Fahrrinne ist der Nachtbetrieb 
ebenfalls durchführbar, wenn auch mit gewissen Schwierigkeiten ver- 
bunden; sie steigern sich auf engen Wasserstraßen so sehr, daß der 
Nachtbetrieb als zu gefährlich unterbleiben muß. 
Frost und Schneefall zwingen oft genug bei Landstraben zur Ein- 
stellung des Betriebes; auch andauernder Regen kann den Betrieb auf 
Landstraßben so sehr erschweren, dabß er besser unterbleibt. Die Eisen- 
bahnen sind von Wind und Wetter viel weniger abhängig, aber doch 
nicht unabhängig. Namentlich kann starker Schneefall auch den Eisen- 
bahnbetrieb zum Stocken bringen. Aber diese Störungen sind viel seltener 
und dauern nicht so lange wie bei den Binnenwasserstraben, denen 
namentlich der Frost lange Zeit hindurch die Verkehrsfähigkeit zu 
rauben vermag. Bei den natürlichen Wasserstraßen kommt dazu noch 
die Störung durch Hochwasser und Wassermangel, sodaß die Betriebs- 
fähigkeit für erhebliche Teile des Jahres nicht in vollem Umfang vor- 
handen oder ganz unterbrochen ist. 
Was die Vielseitigkeit der Benutzbarkeit anlangt, so stehen die 
Eisenbahnen am ungünstigsten. Sie lassen nur diejenigen Fahzzeuge 
zu, die besonders auf die betreffende Schienenstraße zugeschnitten sind 
oder ihr ohne besondere Kosten und Mühe angepabt werden können. 
Land- und Wasserstraben dagegen gestatten eine grobe Mannigfaltig- 
keit von Fahrzeugen. Bei ihnen ist deshalb auch ein freier Wettbewerb 
der Frachtführer auf der Fahrbahn möglich und üblich, der auf der 
Eisenbahn zu den bedenklichsten Mißständen führen mütte. 
Bedeutungsvoll ist auch die Möglichkeit einer ausgedehnten Ver- 
zweigung des Netzes der Verkehrswege. In dieser Beziehung erweisen 
sich die Eisenbahnen als sehr bevorzugt. Können sie auch Steigungen 
nicht so leicht überwinden, wie die Landstraben, sofern sie als gewöhn-- 
liche Reibungsbahnen erscheinen, so sind sie doch auch in dieser Form 
einer sehr weitgehenden Verzweigung fäbig und nur wenig von den 
gegebenen Bodenverbältnissen abhängig. Durch besondere Bauarten, 
wie sie von der neueren Technik ersonnen sind, lähßt sich auch die 
Fühigkeit zur Uberwindung von Steigungen sehr wesentlich erhöhen 
(Berg- und Gebirgsbahnen). Die Landstrabßen sind ebenfalls einer groben 
Verästelung fähig. Bei den künstlichen Binnenwasserstraßen ist die 
Abhängigkeit von den gegebenen natürlichen Verhältnissen viel stärker,
	        
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