Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

I. Kapitel. Begriff, Gliederung, Werkzeuge u. volkswirtschaftl. Leistung d. Verkehrs. 19 
und die Uberwindung großer Höhenunterschiede ist — wenn auch 
technisch möglich — doch mit so auberordentlichen Kosten verknüpft, 
daß die Gestaltung des Netzes verhältnismäßig nur wenig dicht sein 
kann, falls nicht das Land von Natur besonders günstig für Kanäle 
veranlagt ist. Die natürlichen Binnenwasserstraßen sind an ihren natür- 
lichen Lauf gebunden. Beim Meere kann eine netzartige Verzweigung 
der Fahrbahn überbaupt nicht in Frage kommen, wenn es auch möglich 
i8t, Seewege tiefer ins Land zu schieben, Landengen zu durchstechen usw. 
Wenn das Luftmeer schon vollkommen in den regelmäbßigen Ver- 
kehrsdienst eingezwungen wäre, so würde es in bezug auf Vielseitigkeit 
der Linien und auf Reibungswiderstand den ersten Platz behaupten. 
Die erzielten Fortschritte, besonders ermöglicht durch die Ersinnung 
leichter und wirksamer Kraftmaschinen, sind unzweifelbaft sehr groß. 
In gewissem, wenn auch noch eng begrenztem Umfang ist der Luftver- 
kehr bereits zur Personen- und Nachrichtenbeförderung herangezogen. 
Es handelt sich dabei aber nicht um Massenverkehr. Der Vorteil, den 
der geringe Reibungswiderstand der „Fahrbahn“ bietet, wird zur Zeit 
noch überwogen durch die Grenzen, die den Luftfahrzeugen bei der 
Oberwindung starker Luftbewegungen gezogen sind. Am Anfang einer 
zukunftsreichen Entwickelung steht aber die Menschbeit in bezug auf die 
Verwendung des Luftmeers zu Verkehrszwecken sicherlich. 
Die vorstehenden Betrachtungen sind auf den Fernverkehr zu- 
geschnitten. Im Orts- und Vorortsverkehr treten für die Güterbewegung 
die Eigenbahnen und Wasserstraben zurück, da ihre Vorzüge hier durch 
die größeren Umständlichkeiten des Uberladens von anderen Fahrzeugen 
auf Eisenbahnwagen und Schiff und des Abladens vom Eisenbahnwagen 
und Schiff auf andere Fahrzeuge stark entwertet werden, wie denn 
überhaupt nach dem schon gesagten auf kurze Entfernungen das ge- 
wöhnliche Strabenfuhrwerk wettbewerbsfähig ist. Bei den Wasser- 
straßen tritt namentlich der Dampferverkehr zurück, während die ein- 
fachen Fluß- und Kanalkähne, auch die mit Kraftmaschinen ausgerüsteten. 
in und bei großen Städten eher und namentlich dann Verwendung 
finden, wenn eine Zwischenverladung auf andere Fahrzeuge nicht nötig 
ist. Der Güterverkehr auf den Straben in und bei großben Orten erfolgt 
vorzugsweise durch Strabenfahrzeuge. Er wird voraussichtlich durch die 
Kraktlastwagen noch in bezug auf die Billigkeit und damit in bezug auf die 
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Eisenbahn wesentliche Fortschritte 
machen, da die Selbstkosten der Kraftlastwagen bei richtiger Gestaltung und 
Ordnung des Verkehrs für 1 tkm erbeblich billiger sein können, als bei 
gewöhnlichen Lastfuhrwerken. Jene haben überdies den Vorzug gröberer 
Schnelligkeit und größeren Wirkungshalbmessers. Für den Waren- und 
Kleingüterverkehr in und bei den Orten zeigen die verhältnismähig billigen, 
schnellen und leichtbeweglichen Drei- und Zweiräder wichtige Vorzüge. 
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