Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

322 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr. 
anzusehen ist. Alle die vorgeführten Gesichtspunkte haben ihre Berech- 
tigung und haben sich deshalb auch in bestimmter Weise bei der Aus- 
gestaltung der Tarife Geltung verschafft. Daß dabei bald der eine, 
bald der andere Gesichtspunkt schärfer hervortritt, erklärt sich aus der 
geschichtlichen Entwickelung und aus den jeweiligen besonderen Ver- 
hältnissen. Auch die Wettbewerbsverhältnisse spielen hier mit binein. 
8 2. Die Giitertarife. Eine Grundtatsache von ausschlaggebender 
Wichtigkeit im Eisenbahugüterverkehr ist das Verhältnis zwischen toter 
Last und Nutzlast. Das Verhältnis war früher sehr ungünstig. Das 
Verhältnis hat sich dadurch wesentlich verbessern können, daß das 
Eigengewicht der Fahrzeuge infolge ihrer verbesserten Bauart und ihrer 
größeren Ausmessungen jetzt weiter hinter dem Ladegewicht zurück- 
bleibt als sonst. Auf den deutschen vollspurigen Staats- und Privat- 
bahnen betrug bei den Güterwagen das 
Ladegewicht Eigengewicht 
im ganzen für 1 Achse im ganzen für 1 Achse 
Mill. t t Mill. t t 
19.n0 7,89 6,84 1,50 3.90 
1905 5,79 6, 43 3, 53 3,70 
1900 4,99 6,10 2,88 3,52 
1895 3.67 5,60 2,16 3,30 
1890 2,87 5,02 1,78 3.12 
1880 2.10 4,73 1,29 2,91 
Danach kam das Eigengewicht für 1 Achse an das Ladegewicht 
für 1 Achse im Jahre 1880 bis auf 1,80 t heran, 1890 bis auf 1,90 t, 
dagegen 1895 nur noch bis auf 2,30 t, 1900 bis auf 2,58 t, 1905 bis 
auf 2,73 t, 1910 bis auf 2,94 t. Die Güterzüge brauchen also jetzt im 
Vergleich zu ibrer Tragfäbigkeit viel weniger Eigengewicht mitzu- 
schleppen als früher. Freilich kommt es nicht nur auf dieses Ver- 
hältnis an, das nur die allgemeinen Voraussetzungen für höhere Aus- 
nutzung der Güterwagen verbessert, sondern auf die tatsächliche 
Ausnutzung der Ladefähigkeit. Die tatsächliche Ausnutzung wird stark 
beeinträchtigt durch die vielen Leerläufe. Sie waren vor der Begrün- 
dung des deutschen Staatsbahnwagenverbandes sehr bedeutend, haben 
sich aber durch die Wirksamkeit des Verbandes vermindert. Der 
amtliche Bericht über die Betriebsergebnisse der preuhisch-hessischen 
Staatsbahnen ergibt, daßbß auf 100 Achskilometer beladener Güter- 
wagen 1908: 42,47, dagegen 1909 nur 42 und 1910 nur 40,8 Achs- 
kilometer leerer Güterwagen kamen. Immerhin ist die Zahl der 
Leerläufe noch grob und drückt die tatsächliche Ausnutzung de. 
Ladefähigkeit noch sehr herunter. Bei den deutschen vollspurigen 
Staats- und Privatbahnen war die durchschnittliche Nutzlast für jede
	        
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