Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

1. Kapitel. Begriff, Gliederung. Werkzeuge u. volkswirtschaftl. Leistung d. Verkehrs. 21 
Fahrräder, in die Lücke, die selbstverständlich auch in den von den festen 
Linien erfaßten Ortsteilen für manche Zwecke vorgezogen werden. Die 
Kraftwagen sind durch ihre Schnelligkeit und ibren größeren Wirkungs- 
halbmesser bevorzugt, haben aber höhere Selbstkosten als die Droschken. 
Die Fahrräder sind durch ihre Billigkeit, ihre geringen Platzansprüche, 
ihre grobe Beweglichkeit und leichte Lenkbarkeit im Vorsprung. Die 
gewöhnliche Droschke hat vor dem Kraftwagen den Vorzug der billigeren 
Selbstkosten, wenn sie ihm auch an Schnelligkeit und Umfang des 
Wirkungskreises bedeutend nachsteht. Droschken und Kraftwagen haben 
höhere Preise auf den Personenkllometer als die verschiedenen Formen 
der Eisenbahnen, die dem innerstädtischen Personenverkehre dienen. Aber 
die Kürze der Strecken macht meist den Gesamtfahrpreis nicht so fühl- 
bar, dab er den Vorzug der jederzeitigen Verfügbarkeit und völlig 
freien Beweglichkeit in bezug auf Anfangs- und Endpunkt und Richtung 
der Fahrt zurücktreten lassen könnte. Der Personenverkehr in den 
Städten ist so ausgedehnt und in seinen Bedürfnissen so vielseitig, daß 
er zu seiner Bewältigung alle verwendbaren Fahrgelegenheiten und Fahr- 
zeuge heranzicehen muß. Dazu kommt noch der starke innerstädtische 
Fuhßgängerverkehr, der sich in den großen Städten fortgesetzt in ge- 
waltigen Mengen durch die Straben wälzt. 
Im Nachrichtenverkehr bestehen Briefpost und die verschiedenen 
Formen des elektrischen Nachrichtenverkehrs (Telegraph. Kabel, Fern- 
Sprecher, Funkspruchwesen) nebeneinander. Die Briefpost ermöglicht 
einen sehr eingehenden Gedankenaustausch auf schriftlichem Wege, 
der weniger Anlaß zu Betrug, Mißverständnissen und Irrtümern gibt. 
Die Schnelligkeit der Beförderung ist hier im Ortsverkehr durch die 
Rohrpost wesentlich gesteigert worden; aber schneller noch als diese 
ist der Telegraphen- und Kabelverkehr, der ebenfalls der Beförderung 
geschriebener Nachrichten dient. Er verleitet bei den geltenden Tarif- 
sätzen zu möglichst kurzer Fassung der Nachricht. An sich ist das 
heutzutage, wo die Zeit so hoch bewertet wird, ein Vorteil; es kann 
aber auch leicht so weit getrieben werden, daß krrtümer und Miß- 
Verständnisse eintreten. Ein weiterer Nachteil gegenüber der Briefpost 
ist der, dab die Nachricht ohne die Urunterschrift des Absenders an 
ihren Empfänger anlangt; das erleichtert unredliche Machenschaften. 
Als weitere Schwäche dieses Teiles des elektrischen Nachrichtenverkehrs 
War hervorzuheben, dal immer nur eine Nachricht auf einmal bekördert 
werden konnte, während die Post große Mengen mit einem Male zu 
befördern vermag. Das ist aber heute nicht mehr zutreffend. Die neuere 
Technik hat Mittel gefunden, welche die gleichzeitige Beförderung 
mehrerer Drahtnachrichten ermöglichen, aber noch der Vervollkommnung 
fähig sind. Immerhin ist die Menge der gleichzeitig zu befördernden 
Jachrichten erheblich geringer als bei der Briefpost. Die große Schnellig-
	        
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