Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

342 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr. 
Beförderung, also der Wert der Verkehrsleistung für deren Empfänger, 
steht hier so im Vordergrunde, daß neben der Entfernung diese Gesichts- 
punkte schon frühzeitig zu Abstufungen geführt haben. 
Die Berücksichtigung der Schnelligkeit äußert sich in den erhöhten 
Preisen für Schnellzüge, sei es daß besondere Schnellzugzuschläge zu 
den regelmäßigen Grundpreisen erboben werden, sei es dab die Grund- 
Dreise von vornberein für Schnellzüge höher angesetzt sind. Da die 
schnelleren Züge bei gleicher Maschinenkraft weniger Sitzplätze bieten, 
als die langsameren, so hegt darin zugleich eine Anpassung an den 
Grundgedanken des Wagenraumtarifs und eine Rücksicht auf die Ge- 
staltung der Selbstkosten. 
Die verschiedene Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der Beförde- 
rung wird durch die Einteilung in mehrere Klassen durch Einstellung 
von Schlaf- und Speisewagen und durch verschiedene Ausstattung ganzer 
Züge in die Erscheinung gebracht. In den Vereinigten Staaten ist das 
letztere heute noch das übliche Verfahren, da für die einzelnen Züge 
— z. B. Schlafwagenzüge für die Nachtfahrt, Pullmanzüge für die Tages- 
fahrt — verschieden hobe Grundpreise gefordert werden, im übrigen 
aber die regelmähigen Züge nur eine Wagenklasse aufweisen. Auch in 
Grobbritannien gab es anfangs nur eine Klasse, zu der später freiwillig 
eine zweite Klasse hinzukam. Die Einführung einer dritten Klasse 
wurde erst durch ein Gesetz von 1844 erzwungen. Neuerdings ist die 
II. Klasse vielfach ausgeschaltet und zugleich die III. Klasse, die den 
Hauptteil des britischen Personenverkehrs vermittelt, ohne Erhöhung des 
Fahrpreises besser ausgestattet. Drei Wagenklassen sind auf den Fern- 
bahnen auch Sonst viel verbreitet. In Deutschland gab es früher eben- 
falls nur 3 Klassen; die IV. Klasse ist in Norddeutschland in den 50 er 
Jahren aufgekommen. Die übliche Klasseneinteilung ist in den großen 
Fernzügen durch Ausschaltung der IV., vielfach auch der III. Wagen- 
klassc vermindert. Auch gibt es Fernschnellzüge die nur die I. Klasse 
führen. Auberdem werden neben Zügen mit den üblichen Wagenklassen 
noch besondere Luxusschnellzüge in bestimmten Verkehrsrichtungen 
gefahren. Im Nahverkehr und im Vorortverkehr grober Städte begnügt 
man sich vieifach nur mit einer oder zwei Klassen, und im innerstäd- 
tischen Verkehr ist eine Klasseneinteilung sehr selten. 
Die Abstufungen der Preise nach der Klasseneinteilung und nach 
ganzen Zugarten verschiedener Ausstattung ist zugleich eine Anpassung 
an den Grundgedanken des Wagenraumtarifs und an die Verschieden- 
heit der Selbstkosten. Die Zahl der Sitzplätze ist um so geringer und 
die Selbstkosten für 1 Fahrgast sind um 8so gröber, je höher die Wagen- 
klasse und je bequemer und vornehmer die Ausstattung der Wagen ist. 
Zugleich liegt darin eine Anwendung des Gedankens, die Fahrpreise 
der Belastungsfähigkeit der Fahrgäste anzupassen, was der Fracht-
	        
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