344 III. Abschnitt. Der Eisenbahnverkehr.
Andere Ermähßigungen entspringen dem Grundsatze, auf dem die
„Rabattarife“ beruhen, also der Erwägung, daß bei gleichzeitiger Ab-
nahme einer größeren Menge von Verkehrsleistungen ein Teil der regel-
mähigen Fracht nachgelassen werden kann. Hier sind zu nennen: Er-
mähigungen für Beförderung von ganzen Gesellschaften und Vereinen,
von Schulen usw. Zum Teil spricht dabei die bessere Raumausnutzung
mit. die auf solche Weise erzielt werden kann.
Eine dritte Gruppe kann als Rückladungstarif aufgefaßt werden;
die seit den 60 er Jahren sehr verbreiteten Rückfahrkarten, die
bei Entnahme einer Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt über die
gleiche Strecke oder über mehrere, dieselben Punkte verbindende
Strecken für dieselbe Person einen billigeren Satz gewähren, gebören
hierher.
Auch die Regelmähigkeit der Benutzung wird durch günstigere
Tarifsätze befördert in den viel verbreiteten Zeitkarten für eine Person
oder eine Familie auf bestimmten Strecken für 1—12 Monate. Die Er-
mähßigung ist hier oft sehr beträchtlich. Verwandt hiermit sind die Fahr-
scheinbücher für eine bestimmte Zahl von Fahrten innerhalb eines
Jahres zwischen zwei bestimmten Bahnstellen, eine früher in Süd-
deutschland übliche Form der Ermäbßigung („Fahrscheinhefte für
30 Fahrten"). Zeitkarten kommen auch in der Form vor, dab sie inner-
halb einer bestimmten Frist die beliebige Befahrung aller im Lande vor.
handenen Strecken gestatten („Landeskarten-, früher in Oldenburg und
Württemberg, jetzt u. a. in Belgien, den Niederlanden, der Schweiz usw.).
Die Kilometerhefte, die nicht auf bestimmte Strecken, sondern auf eine
gewisse Länge lauten und dann auf beliebigen Strecken abgefahren
werden können, gründen sich ebenfalls auf den Gedanken, dab der
regelmäßige Benutzer der Bahn eine Erleichterung verdient. Die Ein-
richtung stammt aus Amerika, wo man 1000 — Meilenhefte hatte. Baden
hatte Kilometerbefte eingeführt mit den Sätzen 6, 4 und 2½½ Pf., die
ohne Zuschlag auch für Schnellzüge benutzbar waren.
Eine fünfte Gruppe entspricht den Zeittarifen im Güterverkehr; es
sind die in den meisten europäischen Ländern vorkommenden Sommer-
karten, die in der Hauptreisezeit durch Preisermäßigung den Verkehr
erleichtern wollen.
Eine sechste Gruppe sucht den Vorom- und Marktverkehr zwischen
größeren Plätzen und ihrer Umgebung zu verbilligen. Hier trifft das
allgemeine Bedürfnis mit dem finanziellen Streben der Bahn zusammen.
Die Lebhaftigkeit dieses Verkehrs verbilligt die Selbstkosten, weil die
Wagenausnutzung günstiger wird, gestattet also eine Ermäbigung der
Fahrpreise ohne Nachteil für die Bahn, wenn man nicht übertrieben vor-
geht. Die III. Wagenklasse ist hier diejenige, bei welcher eine Er-
mähigung am wenigsten wirkliche Einnahmeausfälle für die Eisenbahn