Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Entwickelungsgang. 373 
einfachen Kammerschleusen genügen aber den neueren Anforderungen 
nicht in jeder Richtung. Ihre Anlage und Unterhaltung und ihr Betrieb 
ist kostspielig, sie verbrauchen viel Wasser und bedingen einen erheb- 
lichen Zeitverlust, namentlich dann, wenn der zu überwindende Höhen- 
unterschied beträchtlich ist. Da man mit einer gewöhnlichen Kammer- 
schleuse nur wenige, meist nicht mehr als 6 m steigen kann, so hat man 
bei größeren Höhenunterschieden förmliche Schleusentreppen angelegt. 
Bei ihnen wächst der Zeitverlust sehr an. Bei starkem Verkehr sammeln 
Sich bei der Langsamkeit der Arbeit zahlreiche Schiffe vor den Schleusen- 
treppen an, die nun längere Zeit warten müssen. Mit einer solchen 
Schleusentreppe aus einfachen Kammerschleusen versucht man deshalb 
in der Regel nur mäbßige Höhenunterschiede zu überwinden, um den 
Zeitverlust nicht zu sehr zu vergrößern. Bei steil abfallendem Gelände 
rücken die einzelnen Schleusen der Schleusentreppe unter Umständen so 
nahe aneinander, dab sie unmittelbar aufeinander folgen. Alsdann 
werden sie derart miteinander in Verbindung gebracht, dab das Unter- 
haupt der oberen Schleuse zugleich das Oberhaupt der unteren Schleuse 
bildet. Das sind die „Kuppelschleusen“, mit denen in der letzten Zeit 
schon Gefälle bis zu 14 m überwunden werden Noch gröbßere Höhen 
überwindet die „Schachtschleuse. Bei ihr ist die Schleusenkammer 
von besonders groben Höhenausmessungen, die es unmöglich machen, 
das Unterhaupt als Schleusentor im üblichen Sinne auszugestalten. 
Deshalb wird das Unterhaupt zu einer tunnelartigen Ausfahrt ausgebildet. 
Man kann damit Höhenunterschiede bis zu 30 m, unter Umständen wohl 
auch noch mehr, schneller besiegen, als bei den aus einfachen Kammer- 
schleusen bestehenden Schleusentreppen. Um den Wasserverbrauch 
zu vermindern, baut man die Schleusen als „Sparschleusen“ aus. 
Hier steht die Schleusenkammer mit Wasserbehältern (Sparbecken) in 
Verbindung, in die sich beim Entleeren der Schleusenkammer ein Teil 
des Schleusenwassers ergießt, um später wieder in die Schleusenkammer 
eimgelassen zu werden. 
Bei größeren Höhenunterschieden hat man auch auf völlig anderem 
Wege zum Ziele zu kommen gesucht. Hier sind zuerst zu nennen die 
„Schiefen“ oder „geneigten Ebenen“. Bei diesen werden die Schiffe in 
einen auf Rädern ruhenden Schiffswagen gesetzt, der auf Geleisen läuft. 
Dabei läßt es sich einrichten, daß zwei Schiffswagen, die durch ein um 
eine Rolle laufendes Seil miteinander verbunden sind, zu gleicher Zeit 
in entgegengesetzter Richtung laufen, sodaß der herabfahrende Wagen 
den andern in die Höhe zieht. Die Schiffswagen sind auch wohl mit 
Wasser gefüllt, so dabß die Schiffe schwimmend befördert werden; das 
ist zwar teurer, aber sicherer als die Beförderung in trockenen Wagen, 
bei denen durch mangelhafte Stützung des Schiffes Beschädigungen 
eintreten können.
	        
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