Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

374 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr. 
Solche schiefen Ebenen verursachen weniger Zeit- und Wasserverlust 
und gestatten die Uberwindung gröbßerer Unterschiede als die einfachen 
Kammerschleusen und die aus solchen gebildeten Schleusentreppen. Die 
fünf schiefen Ebenen am Elbing-Oberländischen Kanal überwinden 99,47 m 
Höhe. Auch in England, Frankreich und Amerika sind sie mit Erfolg 
gebraucht worden. In Amerika wird beim Morriskanal zwischen dem 
Delaware und Hudson ein Gefälle von 260 m mit einer aus 23 Stock- 
werken bestehenden schiefen Ebene überwunden. Fachleute balten die 
schiefe Ebene für geeignet, selbst bedeutende Höhen zu ersteigen, was 
dem Kanalbau in bergigen Gegenden zugute kommt. Aufgekommen 
sind die schiefen Ebenen Ende des 18. Jahrhunderts in England, wo 
sie zuerst beim Kettley-Kanal in Shropshire zur Anwendung gelangten. 
Ob die schiefen Ebenen billiger anzulegen sind als andere Anlagen mit 
gleichem Zwecke, ist nicht allgemein zu entscheiden. Da sie bis jetzt nur 
für mähig großbe Fahrzeuge angewendet sind, bleibt die Frage offen, ob sie 
für die immer mehr zu berücksichtigenden großen Fahrzeuge widerstands- 
fähig genug ohne zu große Steigerung der Kosten herzustellen sind. 
Ein weiteres neues Mittel sind die senkrechten Schiffshebewerke. 
Die übliche Form solcher hydraulisch betriebenen Schiffshebewerke hat 
zwei grobe eiserne, mit Wasser gefüllte Schiffströge (loder Kammern), 
deren jeder ein oder mehrere Schiffe aufnehmen kann. Jeder Trog ruht 
auf einem oder mebreren hohlen Kolben aus Stahl, deren Preßzylinder 
miteinander durch Rohre verbunden sind, sodaß das Wasser von einem 
Prebzylinder in den anderen übergehen kann. Die Tröge sind an jeder 
Seite mit einem Abschluß verschen, der nach Bedarf geöffnet werden 
kann. Die beiden Tröge bewegen sich gegeneinander in senkrechter 
Richtung. Der Wasserspiegel des oben stehenden Troges steht in 
gleicher Höhe mit dem der oberen Kanalstrecke, der des unten stehen- 
den Troges in gleicher Höhe mit dem Spiegel der unteren Kanalstrecke. 
Durch Offnung des der Kanalstrecke zugekehrten Verschlusses wird es 
möglich, dab sowohl oben als unten ein Schiff bequem in den Trog 
hinein- oder aus ihm herausfahren kann. Ist das Schiff in den Trog 
eingefahren, so wird der Abschluß geschlossen und nun gleichzeitig das 
eine Schiff bis an die obere Kanalstrecke gehoben, das andere bis an 
die untere Kanalstrecke gesenkt. Zu dem Zwecke wird dem oberen 
Trog ein geringes Ubergewicht durch Einlassen einer bestimmten Menge 
Wasser gegeben. Die ganze Arbeit vollzieht sich ohne jeden Stoß und 
dergleichen, sodalß eine Gefahr für die gehobenen und gesenkten Schiffe 
nicht besteht. Eine andere Bauart hat das Schiffshebewerk bei Henrichen- 
hburg, erbaut nach dem Vorschlage von PnislANN- Es hat nur einen 
Trog, welcher auf Schwimmern (wasserdichten Luftbebältern) ruht. Die 
Schwimmer tauchen in wassergefüllte Brunnen ein. Statt die Last des 
Troges auf Schwimmern zu tragen, kann man sie auch durch seitliche
	        
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