414 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr.
Schiffe von 100 und mehr Registertonnen nicht ausgeschieden sind. Im
Statistical Abstract of the United States wird der Bruttoraumgehalt der im
auswärtigen Handel verwendeten Seeschiffe 1910 auf 782 517, davon für
Dampfer auf 553 468 Großtons (zu je 100 englischen Kubikful), d. h. in
Registertonnen (zu je 2,83 chm) angegeben. Hiernach muß die Leistungs-
fähigkeit der eigentlichen Uberseeflotte der Vereinigten Staaten von Amerika
auch hinter den obengenannten sonstigen Ländern zurückbleiben.
Der Wert der deutschen Handelsflotte wird auf 1 Milliarde Mark
geschätzt. Danach wird man den Wert der Welthandelsflotte auf
8—10 Milliarden Mark ansetzen dürken.
Nach dem vorhergesagten ist die starke Steigerung der Leistungs-
fähigkeit der Welthandelsflotte der zunehmenden Verwenddbarkeit der
Dampfkraft zuzuschreiben. Diese Verschiebung hat zugleich noch eine
wesentliche Anderung in der Gestaltung des Seeschiffahrtbetriebes nach
sich gezogen. Der starke Kapitalbedarf des Dampferbetriebs hat das
Aufkommen großber Unternehmungen, inbesondere in Form von Aktien-
gesellschaften, ausschlieblich für Seeverkehr und unter Beseitigung der
früheren unmittelbaren Verbindung der Seefahrt mit dem Handelsbetriebe
begünstigt. Die kleineren Unternehmungen sind in der Regel beim
Seglerbetriebe geblieben, der für solche Unternehmungen immer noch
reichlich Raum bietet, wenugleich auch bier Grobßbetriebe schon Wurzel
gefabt haben. Die groben Dampfschiffunternehmungen haben dem
Gedanken regelmäßiger Seelinien, der schon 1816 für Seglerbetrieb
zwischen Neuyork und Liverpool von der Black-Ball-Line durchgeführt
nd später für Segler noch erweitert wurde, in umfassender Weise zur
Verwirklichung geholfen. Sie haben nach allen Richtungen hin regel-
mäbßig befahrene Linien entwickelt und dadurch dem Seeverkehr ein
viel höheres Maß von Ordnung und Zuverlässigkeit verschafft, als es
den in freier Fahrt verkehrenden Fahrzeugen, der „Trampschiffahrt",
möglich sein würde. Dabei ist aber die Trampschiffahrt keineswegs
beseitigt oder entbebrlich geworden. Aber nicht sie, sondern die Linien-
schiffahrt gibt heute dem Seeverkehr das Gepräge. Feste Dampferlinien
zwischen europäischen Häfen sind in England schon 1824 und 1837
entstanden. Eine Uberseelinie nach Westindien und Mittelamerika trat
1839 (Royal Mail Steam Packet Company) und nach Nordamerika 1840
(Cunard Line) ebenfalls von England aus ins Leben. Von Bremen nach
Nordamerika ging 1847 bis 1853 eine mit deutschem Gelde gegründete
Dampferlinie unter amerikanischer Flagge, die sich nicht halten konnte.
1856 ging die schon 1847 gegründete Hamburg-Amerikanische Packet.
fahrt A. G. (Hamburg-Amerika-Linie) vom Segler- zum Dampferbetriebe
über, und 1857 folgte Bremen mit der Errichtung des Norddeutschen Lioyd.
Seitchem ist im In- und Auslande noch eine große Reihe regelmähiger
Linien und kräftiger Gesellschaften binzugetreten.