Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wasserstraben. 427 
stantinopel steht nach seinem Gesamtverkehr gleich hinter Londons 
Gesamtverkehr; da aber über seinen Auslandsverkehr Zahlen nicht 
vorliegen, konnte er nicht berücksichtigt werden. 
Bei den Binnenwasserwegen nimmt eine besondere Stellung die 
Flößerei ein. Sie kann manche Nachteile haben. Als Trift (Flößerei 
mit unverbundenen Hôölzern) macht sie während ihrer Benutzung des 
Wasserlaufs dessen sonstige Verwendung unmöglich; auch werden die 
Ufer leicht beschädigt und die Uferbesitzer in manchen Beziehungen in 
ihrem Eigentumsrechte beeinträchtigt. 
Auch die Floßfahrt (Flößerei mit verbundenen Hôölzern) bietet 
mancherlei Gefahren. Die Gröbße, die geringe Lenkbarkeit und die 
langsame Fortbewegung der Flöße bereiten der Schiffahrt Hindernisse 
und Gefahren, und aus demselben Grunde werden leicht auch die Ufer 
und die dort vorhandenen Anlagen sowie die im Fluß befindlichen An- 
lagen, z. B. Badeanstalten usw., beschädigt. 
Auf der anderen Seite bat die Flößerei aber für den Holzverkehr 
eine nicht geringe Bedeutung. Sie ist die billigste Art, Stämme oder 
Balken von ihrer Gewinnungsstätte an die Verarbeitungs- oder Verbrauchs- 
stätte zu fördern. Das geschlagene Holz ist wenig beförderungsfähig, 
solange es nicht weiter verarbeitet wird. Wo deshalb Trift oder Floß- 
fahrt zur Beförderung der geschlagenen und nur roh zurecht ge- 
machten Stämme möglich ist, bedient man sich gern dieses Mittels. 
Die Kosten der Trift sind sehr geringfügig. Die Kosten der Floßfahrt 
getzen sich zusammen aus den Kosten, die durch Zusammenfügen der 
Stämme zu Flößen und der kleineren Flöße zu größeren, durch Her- 
stellung der Anlagen zur Unterbringung der Begleitmannschaften, durch 
Verpflegung, Löhnung und Rückreise der Begleitmannschaften entstehen. 
Das alles sind geringe Beträge; zu ihnen kommen unter Umständen 
noch die Kosten für Durchschleusung, für Brückenöffnung usw. Be- 
sondere Aufwendungen für die Triebkraft sind nur dann nötig, wenn 
die Flöße durch Dampfer geschleppt werden. 
Die Benutzung der Flobfahrt zur Holzbeförderung ist dann am 
größten, wenn die Waldwirtschaft auf Holzabfuhr gerichtet ist, und wenn 
sich in der Nähe der Holzgewinnungsstätten nicht Holzsägereien vor- 
finden, die das Holz in verkehrsfähigere Form überführen. An sich ist 
das letztere vorteilhafter. In wachsendem Umfange hat man deshalb 
in den Holzgewinnungsbezirken, namentlich in der deutschen Ost- und 
Südostgrenze, Holzsägereien errichtet. Bis zu gewissem Grade muß das 
den Floßbverkehr abschwächen. Auch die Kleinbahnen zieben einen Teil 
des Holzverkehrs an sich. Gleichwohl ist die Floßfahrt in Deutschland 
noch immer recht ansehnlich. Uber deutsche Grenzen gingen 1909 an 
Flößen im ganzen 1,48 Mill. t ein und nur 13000 t aus. Der gröbte 
Teil des Floßverkehrs entfällt auf die ostelbischen Gebiete. Dabei spielt
	        
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