428 IV. Abschnitt. Der Wasserverkehr.
die Einfuhr aus Rubland eine erbebliche Rolle. Im Jahre 1909 kamen
aus Rublaud 1,32 Mill. t Flöbe ein, aus österreieh-Ungarn nur 151 000t.
In Frankreich ist die Bedeutung der Flößerei viel geringer und
machte 1908 nur 0,4 v. H. der auf Binnenwasserstraßen vergandten
Gütermenge und nur 0,13 v. H. der geleisteten Tonnenkilometer aus.
Die Flößerei ist dort sehr zurückgegangen. Die geflößte Holzmenge
war 1891 noch 350 000 t, 1908 dagegen nur 140000t. Viel gröheer ist
die Bedeutung der Flößerei in Rußland. Uber ½ der auf Wasserstraben
beförderten Gütermengen entfällt dort auf Flöße. Nicht selten wird
dort auch Getreide mit Flößen befördert. In Österreich besteht auf der
Elbe ein starker Floßverkehr, besonders nach dem Auslande bin. Er
umfabte 1906: 477 Mill. t, 1907: 3,70 Mill. t, 1908: 2,95 Mill. t, hat
also in den letzten Jahren nachgelassen.
Die Binnenschiffahrtswege stechen in manchen Beziehungen, wie
aus dem vorher gesagten erhellt, dem Meere als Verkehrsgrundlage nach.
Die großben Binnenseen bieten noch am ehesten eine ausgedehnte Ver-
kehrsfläche und haben deshalb eine verhältnismähig große Ver-
kehrsbedeutung, namentlich dann, wenn sie durch Stromläufe oder
Kanäle in das Binnenwasserstraßennetz einbezogen sind, also nicht ab-
geschlossene Verkehrsflächen darstellen. Die Verkehrsbedeutung der
Ströme und Flüsse hängt nicht nur von ibrer Beschaffenheit, sondern
auch von ihrer Lage ab insofern, als sie einem regen Verkehr nur
dann dienen können, wenn sie Gebiete miteinander verbinden, die nach
ihrer wirtschaftlichen Eigenart einen regen Güteraustausch pflegen
müssen. Weiter kommt in Betracht, ob die Ströme in das offene Meer
einmünden. Ist das der Fall, und ist das Mündungsgebiet derart, daß
der Seeverkehr tief ins Land dringen kann, so gewinnen die Ströme
als Zubringer und Verteiler für den Seeverkehr eine besondere Bedeu-
tung. Durch reichliche natürliche schiffbare Seitenverzweigungen, die
von dem Hauptstromgebiet ausgehen, wird seine Verkehrsbedeutung
wesentlich gesteigert.
In allen diesen Beziehungen hat die Natur die Ströme nicht immer
so ausgestaltet, dab sie den heutigen Verkehrsbedürfnissen entsprecben,
während das Meer von vornherein eine sehr günstig veranlagte Wasser-
strabe ist, bei der freilich auch gewisse, durch Landengen gebildete Ver-
kehrshindernisse durch die Menschen beseitigt werden muhbßten oder müssen.
Viel mehr als die Seestraben erfordern die Binnenwasserstraben
das Eingreifen der bessernden Hand des Menschen. Die Flußmündungen
und der Unterlauf der Flüsse müssen oft künstlich gegen Versandung
geschützt und, wenn schon versandet oder überhaupt zu flach, künst-
lich vertieft werden. Die seitliche Verzweigung der groben Wasserläufe
im Binnenlande mulß durch Kanäle ergänzt werden, soweit ein Bedürkfnis
dazu besteht, und soweit die natürlichen Verhältnisse es gestatten.