Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

1. Kapitel. Voraussetzungen uud Arten des Luftverkehrs. 493 
machte bei den leichteren Maschinenarten, wenn auch nur wenige 
Stunden Fahrtdauer gesichert werden sollten, schon ein vielfaches des 
Gewichts der Dampfmaschine aus. 
Auch die sonst zu so vielen Zwecken bereite Elektrizität hat für den 
Luftverkehr keine Bedeutung gewinnen können. Versuche damit sind 
in den 80 er Jahren in Frankreich gemacht worden. Die Brüder 
TissaxolEn verwendeten 1883 in ihrem Luftschiffe eine elektrische 
Kraftmaschine von 1½ Pferdestärken, bei der die zugehörigen Batterien 
zusammen 200 kg wogen. In dem RENARD- KRERS sSchen Luftschiff 
„La France“ wurde 1884 eine elektrische Kraftmaschine von 8⅛ Pferde- 
stärken benutzt. Hier war durch leichtere Anlage der Maschinen und 
der Batterien das Gewicht auf etwa 11½ kg für die Pferdekraft herab- 
gesetzt. Im ganzen sah man bald ein, dabß elektrische Maschinen, wenn 
sie für längere Fahrten ausreichen sollen, nicht so leicht gebaut werden 
können, wie es in dem Luftverkehr erwünscht ist. Im Land- und 
Wasserverkehr gibt es gewisse Möglichkeiten, die elektrische Kraft vom 
Fahrzeuge zu trennen und ihre Fernwirkung zum Antriebe zu benutzen. 
Ob das gleiche für den Luftverkehr möglich ist, wird abzuwarten sein. 
Gegenwärtig wird allgemein die Auffassung vertreten, dab Dauer- 
leistungen auf weite Entfernungen nur möglich sind, wenn das Fahr- 
Zeug mit einer eigenen Kraftmaschine versehen ist. 
Erst die Verbrennungskraftmaschinen haben die angestrebten Fort- 
Schritte der Kraftmaschinen für den Luftverkehr gebracht. Kraft- 
maschinen mit gasförmigen oder flüssigen Brennstoffen im Luftverkehr 
zu benutzen, war schon verhältnismäbßig früh versucht worden. HKNLEIN 
bat bereits 1870 sein Luftschiff mit einer LENoln chen Gaskraftmaschine 
ausgerüstet. Das war der erste Versuch, eine Verpuffungsmaschine für 
ein Luftfahrzeug zu verwenden. Zehn Jahre später tritt zum ersten- 
mal eine DAINILERsche Benzinkraftmaschine in dem von BAUMGARTEX 
und WörLrERr entworfenen Luftschiff auf, und in den 90 er Jahren ver- 
wendete der Osterreicher ScnwAz auf dem Tempelhofer Felde bei 
Berlin für sein Aluminiumluftschiff ebenfalls eine DAlM#ERsche Kraft- 
maschine. Die Damm###ER-Kraftmaschinen baben infolge der bei ihnen 
später erzielten bedeutenden Gewichtsverminderung eine bahnbrechende 
Bedeutung für den ganzen Luftverkehr erlangt. Sie haben die Ver- 
wendbarkeit der Verbrennungsmaschinen für solche Zwecke so über- 
zeugend klargestellt, daß diese Art der Kraftmaschinen jetzt das Feld 
völlig beberrscht. Die Verbesserungen, die durch fortgesetzte Arbeiten 
an den Verbrennungskraftmaschinen erzielt sind, muß man hoch an- 
schlagen. Die Grundlage für alle diese Fortschritte hat Gorrumn 
WILHEIM DADILER gelegt, ebenso, wie ihm ein entscheidendes Verdienst 
um die Entwickelung des Kraftwagenwesens zukommt. Die Ver- 
brennungskraftmaschinen haben den Vorzug, dab die Betriebsbereitschaft
	        
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