Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Die Wirkungen des vervollkommneten Verkehrswesens. 37 
denkt man dabei lediglich an die Verbilligung der Beförderung und 
hat nach dem Vorgang TlögENS rein lehrmähig wiederholt festgestelllt, 
daß mit der Verkehrsfähigkeit auch die Absatzfähigkeit wächst, und 
zwar im quadratischen Verhältnisse. Man denkt sich dabei ein Markt- 
gebiet, das von der umliegenden Gegend versorgt wird. Die Erzeugungs- 
und Verkehrsverbältnisse sind als gleich nach allen Seiten hin gedacht. 
die Erzeugungskosten an sich sind also überall gleich hoch, und die 
Beförderung zum Marktgebiet verursacht von allen gleich weit ent- 
fernten Punkten aus die gleichen Kosten. Ist nun der Preis im Markt- 
gebiete — x und der Betrag der Erzeugungskosten am Erzeugungsorte 
— a. dann kann nach dem Marktgebiete der ganze Kreis liefern, der 
keine böheren Beförderungskosten als J—a hat. Kann man mit dem 
Betrage K—a die Beförderung auf r km durchführen, so kommt fkür 
den Absatz nach dem Marktgebiet ein Kreis in Betracht, dessen Fläche 
rerx ist. Ist r anfangs —= 10 km und steigt dann wegen der Verbilligung 
der Beförderung auf 20 km, dann ist der Inhalt des betreffenden Kreises, 
der noch nach dem Marktgebiete liefern kann, anfangs 10 2r oder 100 r, 
später 20 2v oder 400x, so dab das Marktgebiet sich im Verbältnis wie 
1: 4 erweitert hat, während die Beförderungsfähigkeit wie 1:2 gestiegen 
ist. In entsprechender Weise gestaltet sich die Berechnuug, wenn man 
Sich ein Erzeugungsgebiet denkt, von dem aus das umliegende Gebiet 
versorgt wird. Alsdann wächst mit der Verbilligung des Verkehrs der 
Halbmesser des Kreises, der als Absatzgebiet des Erzeugungsgebiets in 
Betracht kommt. Es ist indes nicht lediglich die Verbilligung der Be- 
förderung, die diese Wirkung bat; auch die Schnelligkeit der Beförderung 
erweitert die Absatzlähigkeit. Beruhen diese Berechnungen auch auf 
einer Annahme, die sich mit der Wirklichkeit nicht deckt, so sind sie 
doch geeignet, die Einwirkung der Verkehrsvervollkommnung der Vor- 
stellung der einzelnen näher zu bringen. Man darf nur nicht übersehen, 
dal# sowohl innerhalb eines Landes als auch innerhalb der gesamten 
Welt zahlreich solche Marktgebiete vorhanden sind, und dabß infolge 
dessen die einzelnen Kreise sich vielfach schneiden. Man darf auch 
weiterhm nicht übersehen, daßb in Wirklichkeit diese Kreise verzerrt 
werden, weil ein guter Verkehrsweg, z. B. ein Kanal oder eine Eisen- 
bahn, auch in seitlicher Richtung auf seinem ganzen Wege die Verkehrs- 
und Absatzfähigkeit steigert. 
Wenn sich der Kreis erweitert, der seine Erzeugnisse nach einem 
bestimmten Marktgebiete liefern kann, dann mutß sich naturgemäh auch 
der Wettbewerb der Gütererzeuger steigern. Liegen vollends zwei Markt- 
gebiete so nahe bei einander, daß sich die für ihre Versorgung in Be- 
tracht kommenden erweiterten Kreise schneiden, dann mub in den be- 
treffenden Schnittgebieten der Wettbewerb nach beiden Marktgebieten 
hin aufgenommen werden. Wenn die um zwei Erzeugungsgebiete ge-
	        
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