Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 499 
eiförmigen Tragkörper vor, der mit wagerechten Flächen zur Erhaltung 
der Gleichgewichtslage („Stabilisierung“) versehen sein sollte. In ihm 
sollte ein besonderer Luftraum die innere Gashülle umgeben; er sollte 
mit der äußeren Luft durch einen Schlauch in Verbindung stehen und 
durch zwei von Menschen bediente Blasebälge gefüllt werden, um trotz 
des Gasverlustes den Tragkörper straff zu erhalten. Die kahnförmige 
Gondel sollte mit dem Tragkörper fest verbunden sein, während die 
Steuervorrichtungen am Tragkörper selbst angebracht werden sollten. 
Zwischen Gondel und Tragkörper war die Antriebsvorrichtung vor- 
geschen in Form von drei Luftschrauben. Sie sollten mit Menschenkraft 
getrieben werden; 80 Mann sollten zu dem Zwecke als Bemannung 
mitfahren. Daß man damit nur bescheidene Leistungen erzielen kann, 
hat MEUsNIER nicht übersehen. Ihm fehlte aber die geeignete Form 
der Kraftmaschine noch. Ubrigens griff noch 1872 der Marineingenieur 
Durup LôöE auf den Antrieb durch Menschenkraft zurück. MEUSNIER- 
Plan ist nicht ausgefübrt worden. 
Die Frage der Eigenbewegung und Lenkbarkeit der Luftschiffe 
machte nun tlängere Zeit keine Fortschritte, hauptsächlich deshalb, weil 
die bewegende Kraft auf mechanischem Wege — nach den damaligen 
Verhältnissen also durch Dampfmaschinen — nicht mit dem gebotenen 
geringen Maschinengewichte zu erzielen war. Den Ausgangspunkt der 
neueren Entwickelung bildet das Luftschiff, das GirrARD mit der von ihm 
erbauten Dampfkraftmaschine ausgerüstet hatte, und mit dem er 1852 
Versuche anstellte. Der Tragkörper war spindelförmig und hatte auf 
beiden Enden eine gleiche Zuspitzung. Der Tragkörper hatte bei 14 m 
Länge und 12 m höchstem Durchmesser einen Inhalt von 2500 chm. 
Die Dampfkraftmaschine hatte — wie schon erwähnt — drei Pkerde- 
stärken und wog mit Kessel 159 kg. Der Tragkörper war mit einem 
Netze versehen; die Auslaufleinen des Netzes waren an einer Holzstange 
befestigt, die unter dem Tragkörper in der Fabrtrichtung verlief und 
zum Tragen der Gondel diente. Die Schraube batte 3 Flügel und einen 
Durchmesser von 3,4 m. Sie machte 110 Umdrehungen in der Minute. 
Die Füllung bestand aus Leuchtgas. Der Auftrieb war 1800 kg, das 
tote Gewicht des Fahrzeugs 1420 kg. Eine Person und etwa 300 kg 
Ballast (Wasser und Kohlen) konnten mitgenommen werden. Die Eigen- 
geschwindigkeit war 2—3 msek. (Meter in der Sekunde); damit konnte 
das Fahrzeug bei der ersten Fahrt am 23. September 1852 dem 
herrschenden Winde nicht widerstehen, und deshalb wurde es abgetrieben 
und konnte nicht zu seinem Ausgangspunkte zurückkehren. Ein noch 
größeres, aber schlanker gehaltenes Fahrzeug wurde von GlerARD 1855 
versucht. Es war 70 m lang, hatte einen größten Durchmesser von 
10 m und einen Inhalt von 3200 chm. Das Fahrzeug verunglückte. 
Ein drittes von GIFFARD geplantes Fahrzeug von riesigen Ausmessungen, 
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