504 V. Abschnitt. Der Luftverkehr.
Natürlich sind auch kleinere Fahbrzeuge — bis zu 1200 chm und
25 Pferdestärken hinab — gebaut worden. Ein Parsevalschiff von 8000chm
kann etwa dreibig Personen befördern; das kleinste Parsevalschiff trägt
1—5 Personen, einschliehlich der Bedienungsmannschaften. Die erreich-
bare Steighöhe bewegt sich zwischen 1000 und 2500 m. Mit den
Parsevalschiffen sind viele kleinere, aber auch verschiedene längere
Zielfahrten durchgeführt worden. Bemerkenswert ist die 11 ½ stündige
Fahrt vom 14.— 15. September 1907 von Berlin nach Magdeburg über
Genthin, Wolmirstedt und zurück über Burg und Potsdam. Die Grenzen
der Fahrtdauer betragen bei dem kleinsten Fahrzeuge 5 Stunden, bei
den leistungsfähigsten Fahrzeugen über 20 Stunden. Dabß in bezug auf
Nutzlast, Eigengeschwindigkeit und Fahrtdauer noch Fortschritte mög-
lich sind, läht sich erwarten.
Selbstverständlich folgen auch andere Erbauer dem Grundgedanken
eines unstarren Tragkörpers. Tatsächlich sind derartige Schiffe schon weit
verbreitet. Im Juni 1911 waren nach dem Jahrbuch der Motorluftschiff-
Studiengesellschaft 30 Luftschiffe mit unstarrem Tragkörper vorhanden,
davon 11 in Deutschland, 10 in Frankreich, je 3 in England und Ruß--
land und je 1 in ltalien, Osterreich und Belgien. Im Bau waren um
diese Zeit 12 derartige Fahrzeuge, davon 5 in Frankreich, 3 in Deutsch-
land, je 1 in ltalien, den Niederlanden, Osterreich und Belgien.
Gegen die Luftschiffe mit unstarrem Tragkörper wird das Bedenken
geltend gemacht, daßb der Tragkörper seine Form verliert, sobald die
Hülle aus irgend einem Grunde nicht mebr durch den inneren Uber-
druck des Füllgases straff erhalten werden kann. Diesem Bedenken
suchen verschiedene Erbauer durch einen halbstarren Tragkörper zu
begegnen.
Das Vorbild dieser Gattung von Luftfahrzeugen ist das 1902 fertig
gestellte Luftschiff „Le Jaune“, erbaut von JuLlor im Auftrage der
Brüder LERAUDV. Das eigenartige des Fahrzeugs besteht darin, daß
der röhrenförmige Teil des an den Enden kegelförmig zugespitzten 57 m
langen Tragkörpers nach unten durch eine wagerechte Fläche ab-
geschlossen ist, die nach Länge und Breite durch einen mit Stoff über-
zogenen 22 m langen Rahmen aus Stahlrohren versteift ist. Der
Rahmen hat in der Mitte der Längsrichtung einen ebenfalls mit Stoff
überspannten Kiel aus Stahlrohren. An dem festen Rahmen wird die
Gondel durch Drahtseile aufgehängt, aber zugleich gegen den Rahmen
durch ein Gestell aus Stahlrohren versteift. Eine Verschiebung zwischen
Gondel und Rahmen kann hiernach nicht eintreten, und die Leistung
der Schrauben wird unmittelbar auf den Rahmen übertragen. Der
Rahmen mit seinem Stoffüberzuge soll zugleich bei etwaigen Unglücks-
füllen als Fallschirm wirken und die Gefahr der Gasentzündungen ver-
mindern, sodals Gondel und Tragkörper mehr aneinander gerückt