2. Kapitel. Die Entwickelung des Luftverkehrs. 509
Ballastabgabe und ÖOffnung der Ventile einzuschränken, war unter dem
Tragkörper ein Laufgewicht angebracht, das durch eine Kurbel auf
einer Stahltrosse in der Längsrichtung des Fahrzeugs verschoben werden
konnte. Die beiden Luftschrauben, vierflügelig mit 1,1 m Durchmesser,
waren an dem festen Aluminiumgerippe befestigt und zu beiden Seiten
des Tragkörpers in der Ebene des Widerstandsmittelpunkts angebracht.
Die beiden Gondeln waren mit dem Aluminiumgerippe fest verbunden,
und zwischen den beiden Gondeln lief ein brückenartiger metallener
Luftsteg, der eine Verbindung mit den beiden Gondeln ermöglichte und
das Aluminiumgerippe gegen seitliche Verbiegungen sicherte. Jede
Gondel trug eine 15 pferdige Daimler-Kraftmaschine im Gewicht von
jee 450 kg. Die Eigengeschwindigkeit war auf 7 ½ m’'tsek. berechnet.
Hier waren neue und überraschende Gesichtspunkte zutage getreten,
und es ist erklärlich, daß in Fachkreisen diese Gesichtspunkte viel
Zweifeln begegneten. Die Aufstiege vom 2. Juli, 24. September und
17. Oktober 1900 lieben zwar erkennen, dab die meisten der zutage ge-
tretenen Bedenken nicht begründet waren; aber die Zweifel der Fach-
kreise waren noch nicht ausgeräumt, wie sich im Sommer 1901 auf dem
deutschen Ingenieurtage zu Kiel zeigte. Die Aktiengesellschaft löste
sich auf. Die Fortführung der ZE#PpELIN schen Bestrebungen war ernstlich
in Frage gestellt.
Hier setzt das heldenmütige Arbeiten und Ausharren des Grafen
ZEPPELIN und seiner Mitarbeiter ein, das die Bewunderung der Welt
hervorrief und der Entwickelung der Luftschiffahrtsbestrebungen allent-
halben die grölßten Dienste geleistet hat. Wenn kein Luftschiff
ZEPPELINcher Bauart zu dauernder Leistung fähig gewesen wäre, das
mübßte die Kulturwelt dem prächtigen Manne jederzeit danken, dabß er
durch Beispiel und Arbeit, durch nie verzagende Ausdauer und unbeug-
same Zähigkeit mehr als irgend ein anderer, so verdient sie auch sein
mögen, die Geister um das Banner eines hohen Zieles zu scharen ge-
wutt hat.
Erst 1905 konnte das zweite Fahrzeug begonnen werden, selbst-
Verständlich mit mancherlei Einzelverbesserungen. Das Schiff war
126 m Hang; es batte einen Durchmesser von 11,7 m, barg im Innern
16 Gasbehälter, die 10 400 chm fabten. 2wei Kraftmaschinen von je
95 Pferdestärken waren in die Gondeln eingebaut. Jede Maschine wog
400 kg. Am 30. November 1905 begannen die Fahrten; der starke
Wind und die unzulüngliche Form der Schiffshalle führten zu einem
Mißerfolge. Auch der zweite Aufstieg, am 17. Januar 1906, brachte
einen Mißerfolg, und der Sturm führte zu ernsten Beschädigungen. Das
Schiff wurde abgebrochen. Es gelang dem Grafen ZnPrEIN, den
Wiederaufbau aus seinen eigenen Mitteln zu betreiben. Das 80 ent-
standene dritte Fahrzeug war 128 m lang, sein Gasinhalt 11430 chm, seine