Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

510 V. Abschnitt. Der Luftverkehr. 
Eigengeschwindigkeit war 14 m/sek., sodab das Schiff bis zur Wind- 
stärke 7 (13 m'/sek.) verwendbar war. Es machte im Cktober 1906 
Fahrten, die als großber Erfolg anerkannt werden muhten und anerkannt 
wurden. Die äußere Wirkung war die Genehmigung einer Lotterie zur 
Beschaffung weiterer Mittel und die Erbauung einer zweckmäßigeren — 
schwimmenden — Luftschiffballe aus Reichsmitteln. Von ihr aus fanden 
nach Anbringung mehrfacher Verbesserungen an dem Fabrzeuge, nament- 
lich in bezug auf die Lage der Steuervorrichtungen, vom 24. September 
bis 1. Oktober 1907 erfolgreiche Fahrten statt. Die letzte währte 
8 Stunden und erstreckte sich auf 350 km. Der Reichstag beschloß 
danach, für reichlich 2 Mill. M., emschlieblich einer persönlichen Ent- 
schädigung für die bisberigen groben Opfer des Grafen ZkEPPELN, das 
Fahrzeug und ein zu erbauendes gröberes Schiff anzukaufen unter der Be- 
dingung, daß eine 24stündige Fahrt mit dem Ziele Mainz, eime Höhenfahrt 
bis zu 1200 m und Landungen auf festem Boden ausgefübrt würden. 
Mit dem vierten Luftschiff, das im Juni 1908 fertig geworden war, 
wollte Graf ZEPPEILN diesen Bedingungen entsprechen. Das Fahrzeug 
war bei einer Länge von 136 m und einem Durchmesser von 13 m auf 
15 000 chm Gasinhalt gebracht und mit zwei Krakftmaschinen von je 
110 Pferdestärken im Gesamtgewicht von 560 kg ausgerüstet. Zur Mit- 
nahme von Fahrgästen und Ersatzmannschaften war eine dritte Gondel 
angebracht. Die Seitensteuer waren anders angeordnet, mubten aber 
bald umgestaltet werden. 
Am 1. Juli 1908 machte das Fahrzeug eine durchaus gut gelungene 
Rundfahrt über der Schweiz, die von 8 Uhr morgens bis Sonnenunter- 
gang währte. Am 4. und 5. August 1908 wurde die große Fabrt nach 
Mainz ausgeführt. Beschädigungen einer Kraftmaschine nötigten auf 
der Rückfahrt von Mainz zu einer Zwischenlandung in Echterdingen, 
also zu der vorgeschriebenen Landung auf festem Boden. Ein Gewitter- 
sturm riß das gelandete Fahrzeug los, die Gasbehälter gerieten in Brand. 
das Schiff war zerstört. Aber die Begeisterung des deutschen Volkes, 
die Graf ZEPPELIX durch sein Wirken zu wecken gewuht batte, loderte 
so lebhaft auf, daß aus dem Unglück ein nationales Glück erwuchs, 
das weit über die Luftschiffahrtsfrage hinauswirkte. Binnen kurzem 
waren 6 Mill. M. vom deutschen Volke zusammengebracht. Die Weiter- 
entwickelung war gesichert. Mit Hilfe dieser Spende wurde die Luft- 
schiffbau-Zeppelingesellschaft gegründet; der verbleibende Rest wird zur 
Förderung von Versuchen auf dem Gebiete der Luftschiffahrt verwendet. 
Nun gings krästig vorwärts. Zunächst wurde das dritte Schiff auf 
136 m Länge und 13.0000 chm Gasinbalt gebracht und dadurch seine 
Nutzlast, die vordem 2500 kg gewesen war, auf 3000 kg vergröbert. 
Nach mehrfachen erfolgreichen Fahrten wurde das Fahrzeug als „2. 1 
von der Heeresverwaltung angekauft und später nach Metz gebracht.
	        
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