3. Kapitel. Bedentung des Luftverkehrs. 521
mehr als in früheren Zeiten bewubßt, daßb kein grober Schritt vorwärts
und aufwärts geschehen kann, ohne seinen reichlichen Zoll an Menschen-
leben zu fordern. All den Vorkämpfern des Luftverkehrswesens, die ihr
Sein dem groben Ziele willig dahingegeben haben, gebührt der Dank
der Menschheit!
3. Kapitel. Bedentung des Luftverkehrs.
Die großen Fortschritte, die bei den Luftverkehrsmitteln erzielt sind,
haben zum nicht geringen Teil den Bedürfnissen der Heeresverwaltung
dienen wollen. Die Bedeutung der Luftverkehrsmittel für die Heeresver-
waltung steht denn auch auber allem Zweifel. Bald nach den ersten Ballon-
aufstiegen, schon 1791, hat die französiche Heeresverwaltung begonnen,
sich der Luftballons zu Aufklärungszwecken zu bedienen, was allerdings
nach mehreren Mißgeschicken 1798 sein Ende erreichte. Die französische
Heeresleitung hatte 1859 von neuem vorübergehend Luftballons zu Kriegs-
zwecken benutzt. Ausgiebiger, aber ebenfalls vorübergehend wurden
im amerikanischen Bürgerkriege, Anfang der 60 er Jahre, Luftballons
verwertet. Im Kriege von 1870 71 wurden auf deutscher Seite 2 Luft--
ballons beschafft, ohne besonderen Erfolg zu erzielen, weshalb die Sache
wieder fallen gelassen wurde. Viel umfangreicher und erfolgreicher war
die Verwendung von freischwebenden Luftballons auf französischer Seite.
Von den 65 Luftballons, die während der Belagerung von Paris auf-
gestiegen sind, gerieten nur 5 in die Hände der Gegner, und 2 ver-
schwanden. Weniger erfolgreich war die Verwendung der Fesselballons.
Trotz des Mangels eigener Fortbewegungs- und Lenkfähigkeit haben
die französischen freischwebenden Ballons doch binreichende Dienste
geleistet, um Gegenstand dauernder Beachtung der französichen Heeres-
waltung zu bleiben. Seit 1890 ist das Luftschifferwesen im französichen
Heere kräftig und planmähig ausgebildet worden. In England ent-
wickelte sich, nach vorbereitenden Schritten während der 70er Jahre,
ebenfalls seit 1880 das Heeresluftschiffwesen. In Deutschland begann
der Aufbau des Luftschiffwesens im Heere 1884, und dieser Zweig
des Kriegswesens hat inzwischen großbe Fortschritte gemacht. Viele
andere Staaten sind seitdem ähnliche Wege gegangen. Durch die Ver-
wirklichung der Lenkbarkeit und Eigenbewegung der Luftschiffe und
durch das Aufkommen der Flugzeuge ist die Verwendungsfähigkeit
der Luftfahrzeuge für Heereszwecke wesentlich gesteigert worden. In
mancher Beziehung sind die behenden, leicht fortzubringenden, von Gas-
zuführung unabhängigen und fast stets zur Fahrt bereiten und fähigen
Flugzeuge für die Heereszwecke vorzuziehen, zumal sie ein viel schwerer
zu treffendes Ziel für etwaige feindliche Geschosse bieten und deshalb
in niedrigeren Luftschichten arbeiten können, als die massigeren Luft-
schiffe. Die Flugzeuge sind auch billiger zu beschaffen. Die Luft-