Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

528 V. Abschnitt. Der Luftverkehr. 
der Fahrt oft unmögliche Ballastvermehrung angewiesen zu sein, mul 
das Luftschiff einen Teil seiner Vortricbskraft benutzen, um mit Hilfe 
des Tragkörpers, dessen Schrägstellung in diesem Falle ähnliche Wir- 
kungen wie die Tragfläche des Drachenfliegers ausüben soll, die Auf- 
oder Abwärtsdrängung zu überwinden. Was so an Kraft verbraucht 
wird, gebt natürlich der Vorwärtsbewegung verloren, sodabß die Fahr- 
geschwindigkeit herabgesetzt wird. 
Eine weitere Schwierigkeit, die namentlich der Dauer der Fahr- 
leistung Schranken zieht, liegt in dem starken Verbrauch der Kraft- 
maschinen an Betriebsstoffen. Diese Schwierigkeit — gegen früher 
vermindert, aber immer noch von unbequemer Stärke — trifft sowohl 
Flugzeuge als auch Luftschiffe. Die Flugzeuge können im allgemeinen 
schon wegen ihrer geringeren Abmessungen nur kleinere Mengen Betriebs- 
stoff mit sich führen, als die Luftschiffe. Bei den Luftschiffen aber 
kommt in Betracht, daß sie außer Betriebsstoffen auch Ballast muführen 
müssen. Es liegt nahe, den Betriebsstoff zugleich als Ballast mit zu 
verwenden. Hier ergeben sich aber ebenfalls Schwierigkeiten. Eine 
Luftschiffkraftmaschine von 125—150 Pferdestärken braucht stündlich 
über 30 kg an 0l und Benzin. Ein Luftschiff mit 3 solchen Maschinen 
wie die „Schwaben“ mul also auf rund 100 kg Betriebsstoffverbrauch 
in der Stunde rechnen, wenn alle 3 Kraltmaschinen in Gang gesetzt 
werden sollen. Für eine Fahrt von 15 Stunden sind also unter dieser 
Voraussetzung rund 1500 kg Benzin und O1 mitzunehmen, und jede 
Stunde vermindert sich der Vorrat um rund 100 kg. Werden nur 2 
von den 3 Kraftmaschinen in Gang gesetzt, so kann mit diesem Vorrat 
eine Fahrt von etwa 20 Stunden möglich sein. Aber auch in diesem 
Falle würde sich das Gewicht der Betriebsstoffvorräte um einige 60 kg 
in jeder Stunde vermindern. Diese Minderung wirkt wie eine Ballast- 
ausgabe. Das erhöht aber wiederum den Auftrieb und drängt das 
Fahrzeug nach oben. Ist das nach Lage der Umstände unerwünscht, 
80 muß abermals ein Teil der vorhandenen Triebkraft benutzt werden, 
um den unerwünschten Auftrieb zu dämpfen, geht also der Vorwärts- 
bewegung verloren. 
Durch die Begrenzung der mitzunehmenden Betriebsstoffe wird die 
Dauer der Verwendungsfähigkeit der Flugzeuge und Luftschiffe insofern 
beeinflußt, als sich die auf einmal zu erledigende Fahrzeit höchstens bis zur 
Erschöpfung der Vorräte fortsetzen kann. Allerdings haben namentlich 
die Luftschiffe in dieser Beziehung schon einen verhältnismäbig groben 
Spielraum. Im Eisenbahnverkehr werden die Lokomotiven nicht zu 
einer ununterbrochenen Fahrleistung von so viel Stunden herangezogen, 
wie sie bei verschiedenen Dauerfahrten der Luftschiffe vorliegen. Ohne 
Lokomotivwechsel Strecken von 600 und über 1000 km zu durchfahren, 
gilt als undurchführbar. Luftschiffe haben das und noch mehr fertig
	        
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