530 V. Abschnitt. Der Luftverkehr.
verkehr fort. Schneeverwehungen, Unwegsamkeit durch Regengüsse
und dgl. sind beim Luftverkehr ausgeschlossen, und wenn er von
Wind und Wetter nicht völlig unabbängig ist und werden kann, so
darf doch nicht vergessen werden, daß selbst die so leistungsfähige
Seeschiffahrt eine solche völlige Unabhängigkeit nicht erreichen kann.
Man kann billigerweise von Fahrzeugen, die im Luftraum unter ganz
anderen natürlichen Voraussetzungen bewegt werden, nicht noch mehr
in dieser Hinsicht verlangen, als von der Seeschiffahrt.
Der Luftverkehr ist nicht, wie der Landstraben- und Binnenschiffahrts-
verkehr, an engbegrenzte, nach Richtung und Höhenlage usw. festgelegte
Fahrstraben und vollends nicht, wie der Eisenbahnverkehr, an feste
Spurbahnen gefesselt. Er kann sich im Luftraume die Höhenlage, die
nach den Wind- und Wetterverhältnissen und nach der gestellten Auf-
gabe am zweckmähigsten ist, zwar nicht unbeschränkt aussuchen, wie
schon gezeigt, bebält aber doch in dieser Beziehung so viel Spielraum,
daß den Verkehrsbedürfnissen in ausreichendem Maße Rechnung ge-
tragen werden kann. Der Luftverkehr ist nicht wie der Festlands-
verkehr zu Wasser und zu Lande und in gewissem Sinne auch ein
Teil des Seeverkehrs zu zeitraubenden und kostspieligen Umwegen ge-
nötigt. Er kann sich vielmehr an sich stets den kürzesten Weg zwischen
dem Abgangs- und dem Bestimmungsorte suchen.
Gerade das ist wichtig für die endgültige Beurteilung der Luft-
verkehrsleistung. Die hobe Eigengeschwindigkeit der Luftfahrzeuge,
die schon erzielt ist und sicher noch weiter gesteigert werden wird,
läßt sich in der Regel nicht im vollem Umfange bei der Fahrt nutzbar
machen, einmal weil ein Teil der Vortriebskraft gebraucht wird, um
den schon besprochenen Anderungen der Auftriebsverhältnisse entgegen-
zuwirken, weiter weil em anderer Teil der Vortriebskraft verwendet
werden mubß, um den etwaigen Gegenwind zu überkämpfen, und endlich
weil der Stirnwiderstand auch bei unbewegter Luft mit der zunehmenden
Fahrgeschwindigkeit erheblich wächst. Man kann deshalb nicht erwarten,
daß im Luftverkehr so hohe Kilometerzahlen erreicht werden, wie auf
Eisenbahnen, namentlich bei elektrischem Betriebe, zum Teil auch von
Kraftwagen in der Stunde zurückgelegt werden können. Aber durch
die Möglichkeit, ohne jeden Umweg den kürzesten Weg, also den Weg
in der Luftlinie zu wählen, wird in nicht wenigen Fällen das Endeiel
vom Luftfahrzeug in kürzerer Zeit erreicht werden können, als von dem
schnellsten der Landverkehrsmittel. Der Binnenschiffahrt und der
Segelschiffahrt wird der Luftverkehr bei einigermaben günstigen Wind-
verhältnissen auch an reiner Fahrgeschwindigkeit sehr häufig zuvor-
kommen können, namentlich wenn die anzustrebende und tatsächlich
angestrebte weitere Steigerung der Eigengeschwindigkeit erzielt wird.
An Umfang der auf einmal zu befördernden Verkehrsmasse werden