Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Bedentung des Luftverkehrs. 531 
Luftschiffe und noch mehr Flugzeuge den leistungsfähigsten Land- und 
Wasserverkehrsmitteln nachstehen müssen. Die Nutzlast ist zwar schon 
ansehnlich gesteigert. Die leistungsfähigsten Parsevalschiffe können 20, das 
Zeppelinschiff „Schwaben“ kann 24 Fahrgäste ohne Bedienungsmannschaft 
befördern, also mehr als die einfachen Strabenfuhrwerke und die Kraft- 
wagen, aber doch nicht mehr als ein Omnibus, ein Strabenbahn- oder 
Eisenbahnwagen mäbßiger Gröhe. Das Veehluftschiff wird nach Abrech- 
nung der Bedienungsmannschaft etwa 30 Fahrgäste mitnehmen können. 
Bei Flugzeugen ist die Zahl der Fluggäste vereinzelt zwar ebenfalls schon 
auf 8, 10 und mehr erhöht worden, aber auch das bleibt weit hinter 
den genannten Landverkehrsmitteln zurück. Das Verhältnis zwischen 
Nutzlast und toter Last ist noch ungünstig, besonders bei den Luft- 
schiffen, die durch den Tragkörper allein schon großes Gewicht erreichen. 
Die 140 m lange „Schwaben“ hat bei 21000 kg Gesamtgewicht etwa 
5000 kg, die 148 m lange „Victoria Luise“ bei 22 000 kg Gesamtgewicht 
etwa 5500 kg nutzbares Gewicht, wovon aber für eine Tagesfahrt noch 1200 
bis 1500 kg für Betriebsstoff gebraucht werden. Von dem Reste mutß 
noch die 8—9 köpfige Bedienungsmannschaft abgesetzt werden, sodabß 
die eigentliche Nutzleistung, die für Beförderung von Gütern oder Fahr- 
gästen verbleibt, doch nur einen kleinen Teil des Gesamtgewichts aus- 
macht. Für Massengüterverkehr werden auch bei der zu erwartenden 
Steigerung der Nutzleistungen die Luftschiffe nicht im Betracht kommen. 
Dagegen sind sie für hochwertige Güter, die hohe Frachten tragen 
können, verwendbar, und da, wie gezeigt, beim Luftverkehr das Endeiel 
oft genug eher erreicht werden kann, als mit anderen Verkehrsmitteln, 
80 bieten sich in bezug auf solche Güter manche Entwickelungsmöglich- 
keiten. Für den Kleingüterverkehr der Post und für deren Nachrichten- 
verkehr reicht die vorhandene Leistungsfähigkeit der Luftfahrzeuge, 
auch der Flugzeuge, bereits aus, und es ist anzunehmen, dabß die vor- 
handenen Ansätze zur Einbeziehung auch dieser Verkehrsmittel in den 
Postdienst zu weiterer Entwickelung führen werden. 
Dem Massenpersonenverkehr werden nach dem gesagten weder 
Flugzeuge noch Luftschiffe dienen können. Aber einem Personenverkehr 
mit mähigen Fahrgastmengen genügen sie schon jetzt, und ihre Leistungs- 
fähigkeit darin wird noch bedeutend wachsen. Dabei bleibt einstweilen 
jedenfalls noch ungünstig, dab die Zahl der Pferdestärken, die zur Be- 
förderung einer Person durchschnittlichlich nötig sind, noch hoch ist, 
höher jedenfalls, als bei den Eisenbahnen. Da aber nicht mehr, wie vor 
einigen Jahren, 25—45 Pferdekräfte gebraucht werden, um 1 Person zu 
heben und zu befördern, sondern bei den neuesten Fahrzeugen nur noch 
10—15, 80 sind in dieser Beziehung die Luftlahrzeuge den Ozeanschnell- 
dampfern und den schnellen Kraftwagen schon sehr nahe gerückt, An 
der Unwirtschaftlichkeit, die in einem zu hohen Pferdestärkenverbrauch 
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