Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

3. Kapitel. Bedeutung des Luftverkehrs. 533 
behrlich machen oder auch nur wesentlich einschränken. Aber sie werden in 
einer ganzen Reihe von Fällen die vorhandenen Verkehrsverbindungen 
durch neue ergänzen, die in bezug auf die Art der Fortbewegung und auf 
die bis zur Erreichung des Endziels nötige Zeit eine Uberlegenheit zeigen. 
Der Luftverkehr kann sich sowohl in Form von Bedarfsfahrten als 
auch in Gestalt von regelmäßigen Linienfahrten ausgestalten. Die Be- 
darfsfahrten werden sich naturgemäß in der Nähe der gröberen Orte 
halten müssen, weil hier mehr Personen vorhanden sind, die Bedarf 
nach Benutzung des neuen Verkehrsmittels hbaben. Hier wird sich also 
etwas Ahnliches entwickeln können, wie der Droschken- und Omnibus- 
verkehr in der Nähe größerer Orte. Die gegebenen Luftfahrzeuge dafür 
sind die Flugzeuge. Sie sind nur auf wenige Fahrgäste eingerichtet 
und können jederzeit flugbereit sein. Das schließbt nicht aus, daß ähn- 
lich wie bei Kraftwagen gewisse regelmäßig benutzte Nahlinien nach 
anderen Orten entwickelt werden. Auch dafür eignen sich die Flug- 
zeuge, da sie über Strecken von 30 —50 km schon jetzt eine ausreichende 
Betriebssicherheit baben. 
Die Einrichtung regelmähßiger fester Linien setzt die Möglichkeit vor- 
aus, eine höhere Zahl von Fahrgästen mitzunehmen. Schon deshalb kommen 
hierfür die groben Luftschiffe in Betracht, weil sie eine größere Zahl 
von Fahrgästen aufnehmen können als die Flugzeuge. Bei regelmäßigen 
Linienfahrten bedarf es nicht der steten Fahrbereitschaft, wie sie bei 
Bedarfsfahrten nötig ist. Vielmehr mubß die Fahrbereitschaft nur zu im 
voraus festgestellten Zeiten vorhanden sein. Auch das weist auf die 
Verwendung der Lenkluftschiffe für die regelmähigen Linienfahrten bin. 
Sie zeigen zugleich das höhere Maß von Zuverlässigkeit und Dauer der 
Betriebsleistung, das für regelmäßige Linienfahrten auf größeren Ent- 
fernungen nötig ist. 
Eine volle Unabhängigkeit vom Wind und Wetter besteht für die Luft- 
Sschiffe nicht und ist nicht zu erwarten. Immerhin ist die gesteigerte Eigen- 
geschwindigkeit schon jetzt imstande, der hieraus erwachsenden Schwierig- 
keiten in einem Umfange Herr zu werden, der regelmähigen Linien eine 
beachtenswerte Betätigung ermöglicht. Selbstverständlich wird es nötig 
sein, die Wind- und Wetterverhältnisse genau zu beachten, um die Fahr- 
zeuge nicht unnötigen Gefahren auszusetzen oder zu sehr in ihren Ver- 
kehrsleistungen zu beeinträchtigen Ein möglichst wirksamer Wind- und 
Wetternachrichtendienst ist deshalb für die Einrichtung regelmähiger 
Luftschiffahrtslinien von besonderem Werte. Am leichtesten lassen sich 
regelmäbige Linien durchführen, wenn sie sich die regelmäßig wehenden 
Winde als unterstützende Kraft dienstbar machen können, wenn also die 
Linien auf solche regelmäßigen Luftströmungen eingerichtet werden, 
wie sie z. B. in den Passaten, Monsunen usw. vorliegen. Regelmähige 
Linien, deren Fahrzeuge mit solchen regelmähbigen Luftströmungen gehen
	        
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