Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

544 V. Abschnitt. Der Luftverkehr. 
erwachsen immer, gleichviel wie oft und auf welcher Strecke sich die 
Fahrzeuge betätigen, sind also feste, ihrem Gesamtbetrage nach vom 
Verkehrsumfang unabhängige Grundkosten. Je mehr und für ge längere 
Strecken die Fahrzeuge benutzt werden, und je besser sie mit Fahrgästen 
besetzt sind, desto geringer ist der Bruchteil, der von diesen festen Kosten 
auf die einzelne Fahrt und Person und auf das Personenkilometer entkfällt. 
Die Fahrkosten hängen von der Fahrleistung ab. Sie umfassen 
den Verbrauch an Benzin, Ol. Wasserstoffgas, an notwendigen durch 
die Fahrt veranlaßten Ausbesserungsarbeiten und sonstigen Arbeits- 
leistungen und dgl. Die Fahrkosten werden durch die Zahl der Fahr- 
gäste nicht in nennenswerter Weise beeinflußt. Im wesentlichen bleiben 
die Fahrkosten für die Fahrt dieselben, gleich viel ob alle Plätze besetzt sind 
oder nicht. Bei voller Besetzung könnte deshalb an sich dem einzelnen 
Fahrgast ein geringerer Anteil an den Fahrkosten angerechnet werden 
als bei schwacher Besetzung. Das wird aber hier ebensowenig beachtet 
wie bei anderen Verkehrszweigen, weil eine derartige Veränderlichkeit 
der Fahrpreise vermieden werden mut, um sichere Grundlagen zu schaffen. 
Für die Höhe der Fahrkosten spielt die Beschaffung des Füllgases 
eine besondere Rolle. Denn das ist der Hauptposten der Fahrkosten. 
Gelingt es, das Füllgas billiger zu beschaffen, wozu ja Aussicht bestebt, 
so wird schon aus diesem Grunde der Betrieb erheblich billiger werden. 
In der „Verkehrstechnischen Woche“ (1909, 17. Juli) hat der Inge- 
nieur Vonnz##R eine Rechnung über Betriebskosten von Lenkluft- 
schiffen aufgestellt. Die Rechnung setzt ein Schiff von 6 —12000 chm 
Gasinbalt mit rund 150 Pferdestärken voraus, das jährlich etwa 200 
Fahrten macht, eine Stundengeschwindigkeit von rund 15 km erreicht 
und auf jeder Fahrt durchschnittlich 10 Personen mitnimmt. Unter 
dieser Voraussetzung werden für das Jahr die festen Kosten auf 
226 000 M., die Fahrkosten auf 76 100 M., also die gesamten Selbst- 
kosten auf 302 100 M. berechnet. Das ergibt für jede Fahrt 1500 M.. 
für 1 km Fahrt 5 M., für 1 Personenkilometer 0,50 M. Selbstkosten. 
Wovon rund 1 auf Fahrkosten und / auf feste Kosten entfallen. Wenn 
diese Rechnung als zutreffend angesehen werden kann, so würde sie 
Fahrpreise unter 0,60 M. für 1 Personenkilometer nicht zulassen. Für 
die augenblicklichen Verhältnisse scheint die Rechnung noch zu günstig 
zu sein. Aber man wird auf ansehnliche Ermähigungen der Selbst- 
kosten rechnen dürfen, sobald der Verkehr regelmäßiger und allgemeiner 
wird, und es fehlt nicht an Stimmen, nach denen sich die Selbstkosten 
Voraussichtlich auf 0,15—0,30 M. für 1 Personenkilometer herabbringen 
lassen werden. 
Das Verhältnis der festen zu den veränderlichen Selbstkosten zeigt 
ein starkes Uberwiegen der festen Kosten (Grundkosten). Auch das 
wird bei stärkerem Verkehr innerhalb der Leistungsfähigkeit der vor-
	        
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