Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

568 V.. Abschnitt. Der Post- und elektrische Nachrichtenschnellverkehr. 
als das 11½ fache. Im ganzen hat sich der oben berücksichtigte Brief- 
postverkehr seit 1880 mehr als versechsfacht. Das aber läßt die gar 
nicht geringe Zunahme der deutschen Bevölkerung weit hinter sich. Im 
Jahre 1880 kamen auf 1 deutschen Einwohner 15,9 Briefe und Post- 
karten und 12,8 andere Briefpostsendungen der oben genannten Arten, 
dagegen 1910;: 74,3 Briefe und Postkarten und 61,5 andere Briefpost- 
sendungen. An Masse der Briefsendungen wird Deutschland noch über- 
troffen von Grobbritannien (1910: 3088,1 Mill. Briefe), und von den Ver- 
einigten Staaten von Amerika, die 1908 schon 6343,5 Mill. beförderte 
Briefe hatten. Alle anderen Länder bleiben weit hinter Deutschland zurück. 
Der Postkartenverkehr hat nirgends auch nur annähernd einen solchen 
Umfang erreicht, wie in Deutschland. Grobßbritannien (1910: 887,5 Mill.) 
und die Vereinigten Staaten von Amerika (1908: 855,6 Mill.) nehmen die 
zweite und dritte Stelle hinter Deutschland ein, bleiben aber noch um 
viele Millionen binter dem deutschen Postkartenverkehr zurück. Rechnet 
man Briefe und Postkarten als die eigentlichen Vertreter der geschriebenen 
Nachrichten zusammen, so zeigen unter den europäischen Ländern den 
dichtesten Verkehr darin 1910: Grohbbritannien mit 84,9, die Schweiz mit 
74,8, Deutschland mit 66,2, Dänemark mit 49,5, Österreich mit 19,5, 
Luxemburg mit 16.9, Belgien mit 42,1, die Niederlande mit 40,8, Frank- 
reich mit 36,7 aufgegebenen Briefen und Postkarten auf 1 Einwohner. 
Den geringsten Verkehr darin haben Spanien (8,4), Bulgarien (8,0), 
Rubßland (7,8), Serbien (6,5), Griechenland (6,3), die Türkei (1,2). Be- 
achtenswert ist die Regsamkeit des Brief- und Kartenverkehrs in den 
Ländern mit überwiegend germanischer Bevölkerung. Der Verkehr in 
Drucksachen, Geschäftspapieren, Zeitungen und Warenproben ist unter 
den europäischen Ländern am stärksten in der Schweiz mit 71,5 auf- 
gegebenen Sendungen dieser Art auf 1 Einwohner, Belgien mit 66,8, 
Deutschland mit 58,9, Dänemark mit 58,8, Frankreich mit 51,8, in 
den Niederlanden mit 43,5 usw.; sehr schwach entwickelt ist dieser Ver- 
kehr in Griechenland (6,2), Bulgarien (4,6), Serbien (3,5), Rußland (3,9) 
und der Türkei (0,6). 
Mit der so stark gewachsenen Ausdehnung des Briefpostverkehrs 
ist nicht allen Verkehrsbedürfnissen genügt. Der neue elektrische 
Nachrichtenschnellverkehr in seinen verschiedenen Formen hat dazutreten 
müssen zunächst, um das Bedürfnis nach schnellster Nachrichtenüber- 
mittelung zu befriedigen, dem der Briefpostverkehr trotz seiner großen 
Beschleunigung gegen früher nicht mehr genügte. Telegraph und 
Fernsprecher haben diese Aufgabe übernommen. 
Der Fernsprecher war anfangs nur auf kurze Strecken verwenddbar. 
Jetzt kann man sich bei oberirdischen Leitungen auf 1500—2000 km, 
bei Seekabeln auf 500 km vrerständigen, sodab sich der elektrische 
Sprechverkehr tatsüchlich auch zu einem Fernverkehr neben dem
	        
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