Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

572 VI. Abschnitt. Der Post- und elektrische Nachrichtenschnellverkehr. 
und beschränkteren und unsicheren Verhältnissen zurückzukehren, und 
ein großer Teil der Grundlagen unserer gesamten Lebensverhältnisse 
wäre vernichtet. 
Im übrigen ist wegen der Bedeutung eines leistungsfähigen Nach- 
richtenverkehrs auf den I. Abschnit, Kap. 3 zu verweisen. 
2. Kapitel. Entwickelungsgang. 
8 1. Die Briefpost. Da der Schwerpunkt der Post in dem Nach- 
richtenverkehr liegt und auch bei den anderen Zweigen zum Teil schon 
die notwendigsten Angaben über die Entwickelung gemacht worden sind, 
so genügt es, an dieser Stelle kurz auf die Entwickelung der Briefpost 
einzugehen. Eine eingehende Darstellung der Entwickelung der Brief- 
post hier einzufügen, gestatten die räumlichen Grenzen nicht, die dieser 
Arbeit gezogen sind. Nur einige Gesichtspunkte und die wichtigsten 
Ereignisse sollen hervorgehoben werden. 
Fast alle Geschichten der Post werfen die Geschichte der Nach- 
richtenbeförderung als solcher und der Post zusammen und fangen des- 
halb mit den frühesten Zeiten an. Nach der weiter oben gegebenen 
Begriffsbestimmung der Post als eines Grobbetriebs zur regelmähigen 
Beförderung von Nachrichten (Paketen, Geld und Personen) zu jecer- 
manns Gebrauch gegen Erlegung fester Gebühren ist es klar, dabß die 
Nachrichtenbeförderung noch lange keine Post im heutigen Sinne des 
Wortes ist. So reizvoll auch die Entwickelung der Nachrichtenbeförderung 
ist, die ja zurückreicht bis zu der Zeit, wo räumlich getrennte Menschen 
irgendwelche Mitteilungen auszutauschen batten, so gehört doch die Ge- 
schichte der Nachrichtenbeförderung nicht in die Geschichte der Post. 
Aber man muß noch weiter gehen. Die Post ist nicht nur ein 
Gewerbebetrieb der Nachrichtenbeförderung überhaupt, sondern ein Grob- 
betrieb zu jedermanns Gebrauch gegen Erlegung fester Gebühren. Hält 
man diese Merkmale fest, so zeigt sich, daß die Geschichte der Post 
erst mit der Neuzeit anheben kann. Die meisten Postgeschichten be- 
ginnen freilich schon mit dem grauen Altertum, weil sie die damaligen 
Ordnungen des Nachrichtenverkehrs mit in den Kreis der Betrachtung 
ziehen. Diese Einrichtungen, deren älteste bereits um das Jahr 2300 
v. Chr. bei den Agyptern vorkommt, und wofür sich auch in anderen 
alten morgenländischen Reichen reichliche Beispiele finden, hatten bei den 
Persern und vor allem in dem römischen Cursus publicus schon eine 
für jene Zeiten sehr fein ausgebildete Form erlangt. Aber sie dienten 
lediglich den Zwecken der Zentralgewalt. Es fehlte ihnen das für die 
heutige Post so wichtige Merkmal der Zugängigkeit für jedermann 
gegen feste Gebühren. Die ganze Einrichtung gründete sich übrigens 
auf Frondienste der Provinzbewohner und war deshalb Gegenstand 
vielfacher Klagen.
	        
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