590 VI. Abschnitt. Der Post- und elektrische Nachrichtensehnellverkehr.
öffentlichen Verkehr in Friedrichsberg bei Berlin. Seitdem hat sich auch
der Fernsprecher die Welt erobert, zumal vielfache Verbesserungen seine
anfangs nur geringe Leistungsfähigkeit sehr steigerten und insbesondere
seine Verwendbarkeit für längere Entfernungen erhöhten. Anfangs konnte
man auf mehr als 75 km eine Verständiguug nicht erzielen. Jetzt können
— wie schon erwähnt — weit entlegene Orte in unmittelbaren Sprech-
verkehr mit einandertreten. In Deutschland waren im Reichspostgebiet
Ende 1877 schon 15, Ende 1878 schon 287, Ende 1879 schon 788
Fernsprechanstalten vorhanden, und zwar als Telegraphenanstalten mit
Fernsprechbetrieb. Im Jahre 1881 wurde der Bevölkerung selbst die
Beförderung von Nachrichten durch den Fernsprecher in die Hand ge-
geben, zunächst für den Bereich des eigenen Ortes, und es entwickelten
sich nunmehr die Stadtfernsprecheinrichtungen. Die erste wurde am
24. Januar 1881 in Mülhausen i. E, die zweite am 1. April 1881 mit
33 Sprechstellen in Berlin eröffnet. Noch in demselben Jabre folgten
Hamburg, Frankfurt a. M., Breslan, Mannheim, Köln. Ende 1881 waren
im Gebiete der Reichspostverwaltung 7 Stadtfernsprechnetze mit 1501
Sprechstellen und 3179 km Netzlänge vorhanden. 1882 begann die Her-
stellung von. Fernsprechverbindungsanlagen zwischen verschiedenen Orten,
anfangs nur zwischen nahegelegenen Plätzen, später auf immer größere
Entfernung. Im Jahre 1883 setzte die Errichtung der Bezirksfernsprech-
netze ein, zunächst im oberschlesischen Industriebezirk, 1886 im rheinisch-
westfälischen, 1887 im bergischen, 1890 im Oberlausitzer und Halber-
städter Industriebezirk, 1891 im Frankfurter, Hirschberger und Lugau-
Olsnitzer Bezirk usw.
Im ganzen Deutschland gab es:
a. Ortsfernsprechnetze 1890 1900 1908 1910
Zahl der Orte mit Fernsprechanstalten 258 15533 33441 36665
„ „ Fernsprechanstalten im ganzen 277 15561 33551 36843
„ „ an die Ortsnetze angeschlosse-
nen Fernsprechstellen je 1000 58,2 289,6 849,8 1039,2
„ „ an die Ortsnetze angeschlosse-
nen Teilnehmer je 1000 52,7 227, 560,0 660,2
Linien der Ortsfernsprechnetze 1000 ktm 9,6 47,3 106,7 111,3
Leitungen der # „ „ 89,1 611,4 3599,3 4570,6
b. Verbindungsanlagen zwischen Ortsfernsprechnetzen
Zahl der Verbindungsanlagen 281 2797 8072 9139
Leitungen der Verbindungsanlagen 1000 km. 221,7 917,5 1551,7
Die überaus rasche Entwickelung des deutschen Fernsprechwesens
ist hieraus sofort ersichtlich. Aus der Berner Statistique générale de la
teléphonie (Bern 1910) ergeben sich für 1908 u. a folgende Vergleichszahlen,