Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Febr. 26. — März 1.) 17
die Preisbildung, wie damit auf die Verhältnisse des Imports und Exports
zu erzielen.
An Eunerer Majestät landesväterliches Herz haben wir uns mit diesen
unseren Wünschen in den gegenwärtigen Nöten ebenso freimütig als ehr-
furchtsvoll gewandt. Euerer Majestät huldvoller Entscheidung sehen wir
mit festem Vertrauen entgegen. Das Gelübde unverbrüchlicher Treue, in
der Preußens Landwirte zu allen Zeiten zu Euerer Majestät und Dero
hohem Hause gestanden haben, erneuern wir. Lebhaft beklagen wir, daß in
neuerer Zeit Stimmen laut geworden sind, welche einem Zweifel an diesen
Gesinnungen bei Euerer Majestät Raum geben könnten und ersterben wir als
Euerer Majestät
treugehorsamste
Vorsteher der ostelbischen landwirtschaftlichen Zentralvereine.
26. Februar. (München.) Bei dem von der Hauptschützen-
gesellschaft München anläßlich des Festschießens zur silbernen Hoch-
zeitsfeier des Prinzen und der Prinzessin Ludwig veranstalteten
Festbankett bringt Prinz Ludwig einen Toast aus, in dem er sagt:
Es hat mich gefreut, daß die hiesige Hauptschützengesellschaft, und
zwar nicht nur deren hiesige, sondern auch die auswärtigen Mitglieder der-
selben so zahlreich gekommen sind, daß für ein innerhalb der Gesellschaft
stattgefundenes Schießen eine Beteiligung stattgefunden hat, welche noch
niemals gesehen worden ist. Dies ist auch ein Zeichen, daß ich in Ihren
Kreisen gern gesehen werde, und ich muß sagen, ich fühle mich in Ihren
Kreisen auch wohl. Es ist das eine bayerische Spezialität, wie wir hier
versammelt sind: es wird kaum ein Stand, ein Beruf, auch in den Ver-
mögensklassen, von den reichsten bis zu den ärmsten, nicht vertreten sein;
das ist sehr schön, daß man hier und überall zusammenkommen kann und
hier einen Eindruck gewinnt, den niemand, sei es durch Hochmut, sei es
durch Vordringlichkeit, verletzt. Es ist das eine Sache, die von Fremden
überall bewundert wird, von der ich wünsche, daß sie in Bayern, wie sie
Jahrhunderte gedauert hat, so Jahrhunderte fortdauern möge. Zur Er-
innerung an diese Tage und zugleich zur Erinnerung an die hiesigen Schützen-
feste — auch an die gewöhnlichen Schießen, welche ja für Schützen das
Schönste sind, denn da schießt man am besten — habe ich diesen Pokal
gestiftet, und das erste Hoch aus ihm bringe ich mit dem Wunsche, daß,
was Jahrhunderte geblieben ist, auch die Jahrhunderte fürder bleiben möge:
das schöne Wort, das ich vom Balkon des Wittelsbacher Palais gerufen,
daß, wie der König sagte: „Ich fühle mich einig mit meinem Volke“, das
Volk auch immer sagen möge: „Wir fühlen uns eins mit unserem könig-
lichen Haus!“ In diesem Wunsche trinke ich auf die Münchener Haupt-
schützengesellschaft. Sie möge blühen und gedeihen für und für! (Stür-
mische Hochrufe.)
27. Februar. General von Loe, als Abgesandter des Kaisers
zum Jubiläum des Papstes nach Rom gesandt, wird von diesem
empfangen. (Vgl. Kurie.)
1. März. (Reichstag: Kolonialdebatte.) Der Reichs-
kanzler spricht sich in viel entschiedenerer Weise als früher für die
Kolonien, namentlich Südwestafrika aus. Abg. Bamberger bekundet
seine Opposition dagegen reservierter als früher.
Europ. Geschichtskalender. Bd. XXXIV. 2