Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Schweden. (Januar 15. 16.) 1063 
englische Handelsübereinkommen. Er gibt weiter Mitteilung über die im 
Ausland herrschende Auffassung von der Stellung Dänemarks und be- 
zeichnet die absolute Neutralitätspolitik als die einzige für Dänemark mög- 
liche. Der Konservative Graf Friis erkennt die kluge und tüchtige Politik 
der Regierung an. Der frühere Ministerpräsident Christensen, Führer 
der Linkenpartei, erklärt, alle Politiker und Parteien Dänemarks wünschten 
das unerschütterliche Festhalten an der Neutralität. 
XIV. 
Schweden. 
15. Jan. Der Reichstag tritt zu seiner ordentlichen Session 
zusammen. 
Der Präsident und die Vizepräsidenten sind dieselben wie 1914. 
16. Jan. (Reichstag.) Der König eröffnet den Reichstag mit 
einer Thronrede. Vorlage des Staatshaushaltsentwurfs. 
Die Thronrede erwähnt zunächst den europäischen Krieg und die 
Neutralität, die bei Kriegsbeginn beschlossen und bisher aufrecht erhalten 
wurde und fährt dann fort: Die militärischen Maßnahmen für die Aufrecht- 
erhaltung der Neutralität und zum Schutze des Reiches hätten notwendiger- 
weise fühlbare persönliche, aber bereitwillig getragene Opfer veranlaßt, 
und die Fürsorge für die Neutralität und das Selbstbestimmungsrecht 
Schwedens fordere weiter, daß die erhöhte Wehrbereitschaft der 
Streitkräfte Schwedens aufrechterhalten werde. Obgleich Schweden sich des 
Friedens erfreue, habe das Wirtschaftsleben des Volkes doch viel gelitten. 
Hierzu habe in hohem Grade der Umstand beigetragen, daß völkerrechtliche 
Grundsätze, die früher die Rechte der neutralen Staaten und ihrer Staats- 
angehörigen regelten, von den Kriegführenden nunmehr nicht anerkannt 
seien. Der König erwähnt in seiner Ansprache ferner die anläßlich des 
europäischen Krieges mit Norwegen getroffene Abmachung, dann die auf 
Einladung des Königs von Schweden erfolgte Zusammenkunft der skandi- 
navischen Könige, was alles bezweckte, die Stellung Schwedens zu stärken. 
Der König drückt sodann den Wunsch aus, daß das gute Verhältnis 
der skandinavischen Länder hierdurch noch befestigt werden möge, und 
sagt: Wenn auch unsere Neutralität, wie ich lebhaft hoffe, aufrecht er- 
halten werden kann, müssen doch kräftige Anstalten zur Verteidigung des 
Landes und zur Erleichterung der ökonomischen Wirkungen des Krieges, 
nicht zum wenigsten für die Schwachen und Kleinen der Gesellschaft ge- 
troffen werden. Ein Volk, das stark ist, durch vaterländische Opferbereit- 
schaft und gegenseitiges Zusammengehörigkeitsgefühl, kann aber mit Zu- 
versicht schweren Zeiten entgegensehen. Die Thronrede erinnert zuletzt unter 
dem Ausdruck des Dankes an den Reichstagsbeschluß der letzten Sitzung 
in betreff Stärkung der Landesverteidigung und teilt mit, daß die 
erforderlichen Bewilligungen zur Sicherstellung des Verteidigungswesens 
verlangt würden. 
Der Entwurf des Staatshaushalts für 1916 bilanziert mit 
337037000 Kronen gegen 384 826 100 Kronen für das Jahr 1915; er ist 
also bedeutend herabgesetzt worden. Die Ausgaben für das Heer erfordern
	        
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