Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Osterreich aber ließ sich schon am 28. Nov. vernehmen; es 
erhob in einer Note Protest gegen die Einberufung des sog. 
Unionsparlamentes. Fürst Schwarzenberg erklärte, nicht bloß 
der deutsche Bund, sondern auch die Bundesverfassung bestehe noch 
zu Recht und dürfe nur unter Zustimmung sämtlicher Bundes- 
glieder abgeändert werden. Gleichzeitig begannen in Böhmen 
Truppenansammlungen, zum Einrücken in Sachsen bereit, als 
Freunde oder Feinde, wie die Würfel nun fallen würden. Es 
erschienen um die Zeit auch der General Leopold von Gerlach, 
der vertraute Berater König Friedrich Wilhelms und keineswegs 
ein Freund der Unionsbestrebungen, und von der anderen Seite 
der bayrische Graf Bray in Dresden. Der Ungewißheit über 
die von der sächsischen Regierung zu erwartetende Stellung wollte 
in der Kammer Albert von Carlowitz durch den am 20. Dez. 
1849 eingebrachten Antrag ein Ende machen: die Kammern wollten 
die Regierung veranlassen, daß sie ihrem Vorbehalte vom 27. Mai 
keine weitere Folge gebe, den Verwaltungsrat aufs neue beschicke 
und die Wahlen zum Reichstag ungesäumt veranstalte. Die Ant- 
wort der Regierung erfolgte indirekt in einer an die preußische 
Regierung gerichteten Note, worin sie sich dem österreichischen 
Proteste gegen die Ausschreibung der Wahlen zum Reichstage sowie 
überhaupt gegen die Errichtung eines engeren Bundesstaates an- 
schloß, da die beiden von ihr bei Eingehung des Bündnisses vom 
26. Mai festgehaltenen Bedingungen, daß diese Verfassung Ge- 
meingut der Nation, nicht eines Teiles derselben werde und unter 
Aufrichtung des Bundesstaates nicht mit Verletzung der aus dem 
Deutschen Bunde hervorgehenden vertragsmäßigen Rechte erfolge, 
nicht in Erfüllung gegangen seien; sie erklärte jedoch sich damit 
keiner der sonstigen am 26. Mai eingegangenen Verpflichtungen 
entziehen zu wollen, was natürlich unter den augenublicklichen 
Umständen nur eine nichtssagende Phrase sein konnte. Eine Denk- 
schrift vom 28. Dez. aus Beusts Feder für den Landtag, die 
diesem aber erst nach den Ferien im Januar zuging, brachte 
die uns nun schon mehrfach geläufig gewordenen Gedanken der 
Rechtfertigung gegen den Vorwurf, als habe sich Sachsen Preußen 
gegenüber vertragsbrüchig und undankbar gezeigt. Neu dagegen
	        
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