1916
Das Jahr 1916 zeigt bereits einen derartigen Fortschritt des Ver-
giftungsprozesses, daß es als das erste Jahr der offenen revolu-
tionären Aktion anzusprechen ist.
Am 1. Januar 1916 erfolgte in der Wohnung Liebknechts in Berlin
die Gründung des „Spartakusbundes"“. Am 27. Januar 1916
erschien der erste Spartakusbrief, dem schließlich am 3. Februar
1916 die Veröffentlichung des Aktionsprogrammes der Spartakus-
gruppe folgte 1.
Am 25. Januar 1916 kam es in Hamburg zur Bildung des „Sen-
tralausschusses der sozialistischen Jugend“.
Gelegentlich einer sozialdemokratischen Versammlung in Kiel am
20. Januar 1916 kam der Gegensatz zwischen der Mehrheit und der
Opposition in einer großen Debatte zwischen Legien und Ledebour
erneut zum Ausdruck. Diese Auseinandersetzung ist um so mehr zu
beachten, als bereits früher die Ausführungen Legiens, des Führers
der Gewerkschaften, der Opposition immer das beste Agitationsmaterial
boten; und nicht zuletzt sind es die Publikationen der Gewerkschaften
gewesen, die von der Opposition für ihre Aufklärungsarbeit unter den
Arbeitern mit großem Erfolg verwendet wurden.
Im Februar 1916 tagte in Bern die zweite internationale Konferenz
der sozialistischen Opposition, auf welcher der Spartakusbund als
selbständige „Gruppe Internationale“ auftrat und die Gründung der
3. Internationale als den Hauptpunkt ihres Programmes aufstellte.
Die ganze revolutionäre Bewegung war zu dieser Zeit bereits so
im Fluß, daß der offene Bruch zwischen der Parteimehrheit und der
Opposition nicht mehr zu vermeiden war. Anläßlich der Abstimmung
über den Notetat in der Reichstagssitzung am 24. März 1916 kam es
dann nach Ablehnung des Notetats durch die Opposition zur Lösung
der Fraktionsgemeinschaft. An diesem Tage bildete die Opposition
1 Siehe Anhang 10.