Full text: Das Legitimitätsprincip.

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des Prunkes der neuen kaiserlichen Hofhaltung 1), wesentlich 
demokratische blieben und in einem Lande bleiben mußten, das 
mit noch nie dagewesener Consequenz die eigene Geschichte und 
deren organische Producte zu vernichten versucht und beinahe 
auch vermocht hatte — Frankreich und die übrigen Mächte 
Europas waren nicht mehr vurch die feindlichen Gegensätze 
der Republik und der Monarchie getrennt, ja Frankreich war 
vielen Fürsten zum Musterbilde der Monarchie geworden. 
Die principiellen Widersprüche, welche die Französische 
Revolution zwischen den obersten Factoren des politischen Le- 
bens in Europa heraufbeschworen, gipfelten nunmehr in dem 
von Talleyrand mit Recht hervorgehobenen Gegensatze der le- 
gitlmen und der revolutionären Dynastien 2), d. h. in 
dem Gegensatze der durch ihr althergebrachtes und ebendes- 
halb unbezweifelt rechtmäßiges Dasein beglaubigten Fürsten- 
häuser und derjenigen Dynastien, welche ihr Recht auf die 
neuerworbene Krone durch eine innerhalb der jüngsten Ver- 
gangenheit liegende Handlung nachzuweisen hatten, mochte diese 
nun eine Eroberung, ein Decret des französischen Imperators 
oder eine Volksabstimmung sein. 
Dieser Gegensatz blieb bis zum Sturze des Keiserreichs 
unverändert derselbe; die Verschwägerung des Bonaparte'schen 
Hauses mit alten Fürstengeschlechtern reichte nicht aus, ihn 
zu verwischen. Er wurde sogar fortwährend gesteigert und 
verschärft. 
Weit entfernt, den von ihm geschaffenen Staaten und 
Thronen die ihnen begriffsmäßig zukommende Unabhängigkeit, 
ja nur das Recht auf ihre Existenz einräumen zu wollen, veränderte 
1) Gervinus, Geschichte des 19. Jahrhunderts, 1, 6. 
:) Klüber, a. a. O., VII, 62.
	        
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