Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

102 WILHELM IL ALS HEIRATSVERMITTLER 
Art unter den Arm, führte ihn in dessen Zimmer, ließ ihn dort seinen Säbel 
umschnallen, die Pelzmütze in die Hand nehmen, steckte ihm einige Rosen 
in die Hand und sagte zu ihm: „Nun gehen wir und halten um Alix an.“ 
Am Abend wurde die Verlobung proklamiert. Aber auch hier galt wie so 
oft im Leben das 
„Sic vos non vobis nidificatis aves, 
Sic vos non vobis vellera fertis oves, 
Sic vos non vobis mellificatis apes, 
Sic vos non vobis fertis aratra boves,‘* 
das der größte römische Dichter, Virgil, zur Unehre seines Plagiators, des 
erbärmlichen Bathyllus, an das Tor des Kaisers Augustus schrieb. Die 
Kaiserin Alexandra Feodorowna war Kaiser Wilhelm für sein verwandt- 
schaftliches und erfolgreiches Eingreifen in ihr Leben in keiner Weise 
dankbar. Sie mochte nicht daran erinnert werden und konnte als Kaiserin 
von Rußland den Deutschen Kaiser nicht leiden, obschon ihre Schwester, 
die vortreffliche Prinzessin Irene, sich mit dem einzigen Bruder Kaiser 
Wilhelms, dem Prinzen Heinrich von Preußen, vermählt batte. Während 
der kurzen Audienz, die ich bei der Kaiserin Alexandra Feodorowna hatte, 
beschränkte sie sich auf nichtssagende, beinahe mühsam hervorgebrachte 
Bemerkungen und taute erst auf, als sie herausfand, daß ich in der Nähe 
ihres geliebten Darmstadt, in Frankfurt am Main, meine erste Jugend 
verbracht hatte.
	        
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