Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

Ich will mich kurz fassen. In so weit will ich auf Ihren Vorschlag ein- 
gehen. Ich will meinen Oberhofmeister veranlassen seine Vereinsihätig- 
keit nieder zu legen. Dies ist ein großes Opfer, er wird sehr schwer zu 
ersetzen sein. Aber als Oberhofmeister wünscheich ihn zu behalten. 
Ich bin auch überzeugt, daß dies möglich ist. — Als Se. Majestät 
d. Kaiser am 6. Juli mit Lucanus und mir vor seiner Abreise über das 
Thema sprach, war auch dies die Lösung. Warum sollte es jetzt nicht 
mehr durchführbar sein? Damals glaubte ich nicht ganz so weit gehen 
zu müssen, aber ich gebe zu, daß man gewisse Concessionen machen 
muß. Aber ganz vom Hofe entfernen, dagegen bin ich ganzentschieden. 
Live it down, wie der Fengländer sagt; es ist nicht das erste Mal, daß 
der Kaiser sowohl als ich dies gethan. Was hat der Kaiser damals 
gethan als alle Welt über Krupp herfiel bei seinem Tode? Den Schild 
der Freundschaft, hat er über ihn gehalten, und Sie geehrter Graf und 
ich, haben es damals edel und schön gefunden, trotzdem es recht viele 
Menschen gab. die diese Auffassung nicht theilten, ja nicht einmal ver- 
stehen konnten. Fürchte Gott, thue Recht u. scheue Niemand. Dies ist 
meine Devise stets gewesen. Ich glaube nicht, daß ich dem Kaiser schade, 
wenn ich diese Devise auch jetzt aufrecht erhalte. — Ich weiß, daß es 
den Kaiser beunruhigt, auf die Nerven geht immer wieder diese Sache 
zu hören. Se. Majestät ist im Grunde viel zu groß u. hoch denkend, 
als daß er nicht selbst meiner Ansicht wäre, wenn es ihm im richtigen 
Lichte vorgestellt würde. — Ich hoffe daß Ihrer großen Klugheit und 
weltmännischen Gewandtheit es gelingen wird, diesen von mir vorge- 
schlagenen Ausweg, auch practisch, durchführbar zu machen. Sie 
würden mich zu großem Danke verpflichten. 
Stets Ihre 
herzl. ergebene dankbare 
Auguste Victoria I. R. 
P. S. 
Dieser Brief ist von Keinem beeinflußt, Mirbach weiß nicht. daß ich ihn 
geschrieben habe. Es steht Ihnen frei. dem Kaiser davon Kenntniß zu 
machen.
	        
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