Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

XVII. KAPITEL 
Kaiserin Auguste Viktoria + Die Rückreise « Malta » Neuerdings die Lippische Frage 
München « Ankunft auf der Wildpark-Station « Wilhelm II. an seine Minister über 
die Türkei + Einzug in Berlin (1. XII. 1898) . Faschoda » Der Windsor-Vertrag + Cham- 
berlains Stellungnahme zu einer deutsch-englischen Allianz + Brief des Botschafters 
Grafen Hatzfeldt 
ch kann nicht vom Orient und insbesondere vom Gelobten. Lande 
Abschied nehmen, ohne in Ehrerbietung und Dankbarkeit der Kaiserin 
Auguste Viktoria zu gedenken. Alle Teilnehmer an der Reise waren dar- 
über einig, daß ihre Herzensgüte, ihre Ruhe, ihre stets gleiche Liebens- 
würdigkeit und immer gute Laune in hohem Grade dazu beigetragen haben, 
die mancherlei Unzuträglichkeiten, die eine Reise in so großer und ver- 
schiedenartiger Gesellschaft mit sich bringt, zu glätten und zu überwinden. 
Daß die Reise alles in allem gut verlief und gut abschloß, war nicht zum 
wenigsten ihr Verdienst. Die Kaiserin Auguste Viktoria verkörperte alle 
trefflichen Eigenschaften der deutschen Frau. König Eduard VII. soll 
als Prinz von Wales die frivole Bemerkung gemacht haben, daß es für die 
deutsche Frau nichts gäbe als die drei K’s: Kirche, Kinder und Küche. Für 
die Kaiserin Auguste Viktoria stand jedenfalls in erster Linie neben der 
Kirche und neben ihren Kindern, weit vor allem äußeren Glanz, vor allen 
irdischen Gütern ihr Mann. Ihre Hingebung und ihre Ergebenheit für ihren 
Gatten waren unbegrenzt. Nicht als ob sie die Klippen und Schwächen 
seines Wesens nicht wohl gekannt hätte, aber diese Erkenntnis erhöhte nur 
ihre Fürsorge und Liebe für den Kaiser. Im Gegensatz zu ihrer Schwieger- 
mutter, der Kaiserin Friedrich, die immer Engländerin geblieben war, im 
Gegensatz zur Kaiserin Augusta, die als echte Tochter Weimars über 
nationalen Differenzen schwebte, war die Kaiserin Auguste Viktoria durch 
und durch deutsch. Sie mochte die Ausländer nicht. Die Russen erschienen 
ihr barbarisch und frivol, die Franzosen liederlich, den Südländern traute 
sie nicht, die Engländer hielt sie für selbstsüchtige und brutale Heuchler 
und liebte sie noch weniger als die drei anderen. Vor der Großmutter ihres 
kaiserlichen Gemahls, der Königin Victoria, empfand sie Respekt, wie die 
ganze Verwandtschaft des englischen Hofes; den Onkel Bertie, den künf- 
tigen König Eduard VII., verabscheute sie, schon weil ihm mit einiger 
Auguste 
Viktoria
	        
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