Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Erster Band. Vom Staatsseketariat bis zur Marokko-Krise. (1)

Karl 
Alexander 
von Sachsen- 
Weimar 
284 SERENISSIMUS 
Wied: „Hocherfreut über die gute Kunde von der glücklichen Erwerbung 
der beiden Samoa-Inseln Upolo und Savaii für Deutschland kann der heute 
bier versammelte Kolonialrat nicht unterlassen, Eure Exzellenz als den 
bewährten Leiter der auswärtigen Reichspolitik für diesen glänzenden 
kolonialpolitischen Erfolg, der sich zugleich als eine echt volkstümliche 
Tat darstellt, auf das wärmste zu beglückwünschen. Eure Exzellenz wollen 
gestatten, daß der Kolonialrat angesichts der überaus großen Schwierig- 
keiten, welche die deutsche Diplomatie bei der Durchführung der Er- 
werbung der Samoa-Inseln zu überwinden hatte, von neuem versichert, 
daß Eure Exzellenz das volle und ungeteilte Vertrauen aller kolonialen 
Kreise unseres Vaterlandes besitzen.‘ Der Großherzog Karl Alexander von 
Weimar telegraphierte mir: „Die Nachricht der Erwerbung Samoas für 
Deutschland läßt mich aufs neue die erleuchtete und gewandte Führung 
Eurer Exzellenz erkennen und unı so herzlicher Ihnen zu diesem Resultat 
Glück wünschen. Eure Exzellenz aber wissen, wie aufrichtig ich dies meine 
und wie stolz ich die Geschäfte in Ihrer Hand zu wissen mich fühle.“ 
Der Großherzog Karl Alexander war bekanntlich das Vorbild der vielen, 
nicht immer geschmackvollen und nicht einmal witzigen Serenissimus- 
Komödien, die in den letzten Jahrzehnten vor dem Weltkrieg über die 
Bretter deutscher Bühnen gingen. In Wirklichkeit war Großherzog Karl 
Alexander von Sachsen einer der innerlich vornehmsten, kultiviertesten 
und humansten Fürsten, die auf einem deutschen Throne gesessen haben. 
Erfüllt von der großen Tradition seines kleinen Landes, war er, und das 
nicht nur in Worten, Schriftstellern und Künstlern ein gütiger und er- 
leuchteter Mäzen. Er fühlte die Größe von Richard Wagner und schützte 
und unterstützte ihn, als dessen Genius noch von den wenigsten begriffen 
wurde und die sogenannte Intelligenz „Tannhäuser‘ und „Lohengrin“ 
ignorierte oder faule Witze über diese Meisterwerke machte. Lebenslange 
und treue Freundschaft verband ihn mit Franz Liszt. Er förderte Adolf 
Stahr und Richard Voß. Der Großherzog war ein treuer Patriot. Obwohl ein 
Bruder der Kaiserin Augusta, die in jahrelanger Fehde mit dem Fürsten 
Bismarck lebte, war er ein unentwegter Freund und Bewunderer des großen 
Kanzlers, dem er, ebenso wie seine tapfere Tochter, die Prinzessin Hein- 
rich VII. Reuß, auch nach dem Sturz die Treue wahrte. Obschon für seine 
Person ein gläubiger Christ, hielt er gegen alle Angriffe den großen Natur- 
forscher Haeckel auf seinem Lehrstuhl in Jena. Zahllos sind die mehr oder 
weniger wahren Anekdoten, die über ihn in Umlauf waren und Äußerungen 
von ihm wiedergaben, die komisch anmuten können, aber meist nur der 
Ausdruck momentaner Zerstreutheit oder Verlegenheit waren. Eine harm- 
lose Äußerung dieser Art gebe ich wieder, weil ich sie selbst hörte. Während 
ich an der Pariser Botschaft tätig war, nahm der Großherzog Karl Alexander
	        
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