XXXIU. KAPITEL
Eintreffen des Königs Eduard in Kronberg » Seine Eindrücke während seiner Fahrt
durch Deutschland « Miß Charlotte Knollys zu Bülow « Kaiserbesuch in Bremen (5. III.
1901) - Exzentrische Rede des Kaisers beim Alexander-Regiment + Brief des Groß-
herzogs Friedrich von Baden über die Rede - Die verfahrene Kanalvorlage « Demission
des Finanzministers von Miquel, sein Nachfolger Freiherr von Rheinbaben » Geburts-
tag des Kaisers Nikolaus, Rede Wilhelms II. in Metz - General Bonnal in Metz » Die
Enthüllung des Bismarck-Denkmals in Berlin (16. VI. 1901) » Bülows Gedächtnisrede.
Wilhelm II., Herbert Bismarck » Der Prophet Jeremias über das menschliche Herz.
Einigung mit dem bayrischen Finanzminister Riedel über den Zolltarif » Peter Spahn,
Ernst Bassermann, der Bund der Landwirte, Graf Limburg-Stirum
D: sterbende Kaiserin Friedrich wünschte lebhaft, ihren ältesten Bruder
noch einmal zu sehen. Als Eduard VII. an das Schmerzenslager seiner
Eduard VII. Schwester eilte, war er von rein menschlichen Empfindungen geleitet.
in Deutsch- Politisch ist diese Reise des Königs für sein weiteres Verhalten wie für seine
land ganze Beurteilung deutscher Verhältnisse von unerfreulicher Wirkung
gewesen. Im Gegensatz zu dem theoretisch angelegten Deutschen, der sein
Urteil gern aus Büchern schöpft oder auch aus der Tiefe seiner ethischen
Überzeugungen, geht der Engländer von der unmittelbaren Anschauung
aus. Als der König, von Vlissingen kommend, deutschen Boden betrat und
den Rhein hinauffuhr, konnte er sich unmöglich dem Eindruck verschlie-
Ben, daß der englandfeindliche Burentaumel in Deutschland zu einem
wirklichen Paroxismus geworden war. Die Polizei hatte Mühe, auf den
Stationen, wo der Zug haltmachte, den königlichen Waggon durch sorg-
same Überwachung und strenge Absperrung vor Insulten zu schützen.
Kein politischer Kordon konnte verhindern, daß an vielen Stationen rohe
Schmähungen gegen England und den König an das Ohr Eduards VII.
drangen. Um dieselbe Zeit war in allen Zeitungen zu lesen, daß in Heidel-
berg harmlose deutsche Korpsstudenten, die Fußball spielten, von Arbei-
tern für Engländer gehalten und als solche verprügelt worden waren.
Als der König, der am 25. Februar 1901 in Friedrichshof angekommen
war, zum Besuch des Kaisers in Homburg eintraf, war er in sehr ernster
Stimmung. Mir sagte er: „Sie haben es schwer. Die Leute sind hier ja wie
verrückt. Um so mehr erkenne ich an, wie Sie für ein gutes Verhältnis zu